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Norbert Niederkofler – Alpenküche als Erfolgsrezept

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Norbert Niederkofler – Alpenküche als Erfolgsrezept

Dem Südtiroler Koch Norbert Niederkofler ist mit seinem Restaurant St. Hubertus in San Cassiano (Alta Badia) etwas gelungen, das bisher kein anderer geschafft hat: drei Sterne im Guide Michelin für seine komplett regionale Küche zu erhalten. „Cook the Mountain“ ist das Motto seiner Alpenküche, über die wir ausführlich mit ihm gesprochen haben.

Norbert Niederkofler, aufgewachsen in Luttach im Ahrntal, entwickelte früh eine Vorliebe für heimische Qualitätsprodukte beim Kochen. Nach Lehrjahren in Italien, Deutschland, der Schweiz, Österreich und in den USA (dabei unter anderem bei Jörg Müller, Eckart Witzigmann und Nadia Santini) ist er 1994 nun im Hotel & Spa Rosa Alpina halbwegs sesshaft geworden. Dort erneuerte er den gesamten F&B Bereich und setzte mit der Eröffnung des Gourmetrestaurants St. Hubertus im Jahre 1996 einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte des Hotels. 2001 erhielt das Restaurant seinen ersten Michelin Stern, der zweite folgte 2006 und 2017 schließlich der dritte, den Niederkofler getreu seines Mottos „Cook the Mountain“ mit waschechter Alpenküche erkocht hat. Im Rahmen dieses Konzepts setzt er ausschließlich auf natürliche Produkte der Region und betreibt dafür mit einem Netzwerk aus Landwirten, Köchen, Alpinisten und Wissenschaftlern Forschungsarbeit.

Das Interview mit Norbert Niederkofler

worlds of food: Norbert, Sie sind in Ihrem Leben als Koch viel herumgekommen und inzwischen wieder zurück in der Südtiroler Heimat. Kochen Sie hier am liebsten?

Norbert Niederkofler: Das ist schwer zu sagen, aber natürlich bin ich hier verwurzelt. Ich bin ich in der Jugend hier Skirennen gefahren, habe das mit etwa 17 Jahren an den Nagel gehängt und dann eine Lehre an einer Hotelfachschule am Tegernsee begonnen. Ab diesem Zeitpunkt habe ich den Beruf als Koch genutzt, um in der Welt herumzukommen, habe mir mit dem Job den Traum vom Reisen erfüllt. So kamen Aufenthalte in den Vereinigten Staaten und dem Rest Amerikas, Asien, Russland, Deutschland, Österreich und England zusammen. Alleine in New York habe ich in einer Stadt so viele verschiedene Kulturen besser kennenlernen dürfen – eine faszinierende Stadt. Deshalb nehme ich mir auch noch immer meine Auszeiten und gehe auf Reisen.

st kassian niederkofler
Idylle pur: San Cassiano in Alta Badia

worlds of food: Kochen Sie auch immer, wenn Sie auf Reisen sind?

Norbert Niederkofler: Sagen wir so: ich beschäftige mich immer mit dem Thema Kochen, auf Reisen allerdings mehr auf kultureller und gesellschaftlicher Ebene. Diese Verbindung zwischen Kultur und Küche versuche ich auch hier in meiner Küche umzusetzen und dabei nutze ich eben, neben den regionalen Produkten von hier, auch die internationalen Erfahrungen, die ich beispielsweise bei den Aborigines in Australien oder bei den Hopi-Indianern in Arizona gesammelt habe. Diese kann man durchaus passend auf unsere Küchenkultur übertragen – ein ungemein fruchtbarer und spannender Prozess.

worlds of food: Inzwischen wird hier in Alta Badia fast überall Wert auf gute Küche und Genuss gelegt. Wie kam es dazu?

Norbert Niederkofler: Nun, in den Skihütten hier gab es ja immer schon gutes Essen, nur eben überall die gleichen Gerichte. Deshalb haben wir vor etwa zehn Jahren die Initiative „Skifahren mit Genuss“ gestartet und befreundete Spitzenköche hierher geholt, die jeweils ein Gericht für eine Hütte entwickelt haben. Die Wirte bemerkten, dass sich diese Qualitätsoffensive positiv für sie auswirkt, heute haben sie teilweise fünf bis sechs Gastkochgerichte im Angebot und sie erweitern auch ihre Weinkarten ständig. Und es gibt ja auch noch viel mehr Veranstaltungen dieser Art und das ganze Jahr hindurch.

Gericht norbert niederkofler
Tortelli gefüllt mit Paté vom Speck und Büffelmozzarella - ein Gericht von Norbert Niederkofler, das in der "Ütia de Bioch" auf 2.079 Metern im Skigebiet von Alta Badia serviert wird

worlds of food: Nun haben Sie selbst im vergangenen Jahr die höchste Auszeichnung erhalten, die ein Koch bekommen kann. Waren die drei Michelin-Sterne denn immer Ihr erklärtes Ziel gewesen?

Norbert Niederkofler: Das war immer mein Ziel, ja. Aber ich habe mir dabei nie Druck gemacht, habe geduldig darauf gewartet, dass die Zeit dafür reif ist. Nun ist der Zeitpunkt eben gekommen, vor fünf Jahren hätte der Guide Michelin unseren sehr regionalen Stil, letztlich unsere Alpenküche, auch nicht mit drei Sternen bewertet. Ich habe deshalb aber meinen Weg nie verlassen und dadurch sind wir jetzt eben das einzige Drei-Sterne-Restaurant weltweit, das wirklich komplett regional arbeitet. Die Genugtuung, es so geschafft zu haben, ist umso größer und ich bin froh, dass uns das gelungen ist. Im Bild eines Bergsteigers habe ich also eine komplett neue Route auf den Mount Everest gewählt.

worlds of food: Deshalb hat es vom zweiten bis zum dritten Stern auch etwas länger gedauert…

Norbert Niederkofler: Das ist so, ja. Ich glaube, ich bin sogar der älteste Koch, der jemals drei Sterne bekommen hat. Aber wir mussten auch unsere Erfahrungen machen mit diesem neuen Konzept, da will ja viel erprobt und durchdacht werden, damit man eine gleichbleibende Qualität garantieren kann und wir arbeiten deshalb auch sehr eng mit lokalen Produzenten zusammen. Dieser Weg war auch riskant und viele Kollegen hatten mich anfangs gewarnt, dass ich mit dieser Idee womöglich meinen zweiten Stern verlieren könnte. Das habe ich aber einkalkuliert, bin das Risiko eingegangen.

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Norbert Niederkoflers Restaurant St. Hubertus im Hotel Rosa Alpina


worlds of food: Das klingt mutig, hätte schließlich auch schief gehen können…

Norbert Niederkofler: Ich bin ein positiv eingestellter Mensch, habe immer versucht, auch dem Scheitern etwas Gutes abzugewinnen. Dazu hatte ich natürlich immer hervorragende Lehrmeister und Kollegen als Grundstein. Von Eckart Witzigmann bis hin zu David Bouley, die beide über ein immenses Wissen über das Thema Kochen verfügen, habe ich viel mitgenommen. Daneben habe ich mich aber auch immer für andere Persönlichkeiten, ihren Lebenslauf, ihre Ziele und wie sie diese erreicht haben interessiert und gerne Zeit mit solchen Menschen verbracht. Das alles hat mich weitergebracht und das versuche ich, auch meinem Team mitzugeben.

worlds of food: 2016 haben Sie das Projekt “Care´s“ ins Leben gerufen. Was steckt, abschließend betrachtet, dahinter?

Norbert Niederkofler: Kurz gesagt, unsere Zukunft. Das Projekt trägt den Untertitel „Etical Chef Days“ und es geht um ethisch korrektes und auf Nachhaltigkeit angelegtes kochen. Mit dabei in den Diskussionsrunden und Masterclasses sind so engagierte Köche wie Massimo Bottura oder Leonor Espinosa und wir zeichnen auch Köche aus, die sich diesem Thema verschrieben haben. Dabei arbeite ich mit Partnern wie Audi zusammen, die ich im Zuge dessen auch davon überzeugen konnte, überall in Alta Badia Ladestationen für Elektro-Autos zu installieren und keine Autos mehr auf die Skipisten in Schaukästen auszustellen. Wenn, dann eben Elektro oder zumindest Hybrid. Das ist doch das, was sich die Menschen für die Zukunft wünschen. Denken Sie nur an Dieselgate. Das kam kurz nach der Gründung von Care´s ans Licht.

Weitere Informationen zu Norbert Niederkofler und seinem Restaurant St. Hubertus finden Sie hier: www.rosalpina.it/de

derk hoberg norbert niederkofler
Derk Hoberg (re.) traf Norbert Niederkofler in seiner Küche

„Jeder gute Koch ist auch ein großer Genießer“

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„Jeder gute Koch ist auch ein großer Genießer“

Seit mehr als zwei Jahrzehnten treffen sich im Frühjahr zahlreiche Sterne- und Haubenköche aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol in der Alpen-Lifestyle-Metropole Ischgl, um sich zwei Tage lang beim Riesenslalom auf der Piste und beim Live-Cooking auf der legendären Idalp-Bühne zu messen. Martin Sieberer ist die ordnende Hand, die das Feintuning vor Ort übernimmt. Wir haben mit dem Küchenchef von gleich zwei Ischgler Haubenlokalen gesprochen.

Martin Sieberer, Küchenchef im Spitzenhotel Trofana Royal, fällt neben Veranstalter Thomas Schreiner die wohl wichtigste Aufgabe beim Sterne Cup der Köche von Champagne Laurent Perrier in Ischgl zu. Seit Jahren sorgt er hinter den Kulissen für einen reibungslosen Ablauf des herausfordernden aber stets perfekt organisierten Events – und fährt beim Ski-Rennen obendrein fast immer eine Podestplatzierung und hin und wieder gar den Sieg ein. „Jeder gute Koch ist auch ein großer Genießer“, sagt er selbst und spricht damit den Gästen des gerade zu Ende gegangenen Sterne Cup der Köche wohl aus der Seele.

martin sieberer

Auch beim diesjährigen Sterne Cup, der 21. Auflage, war deshalb wieder einiges geboten: Die Piste für den Riesenslalom der Köche war wie immer in perfektem Zustand, die Küche auf der Idalp-Showbühne für die nach dem Rennen anstehende kulinarische Prüfung der Köche auf Hochglanz poliert und auch der abendliche Besuch verschiedener Ischgler Haubenlokale inklusive Galadinner – eine Premiere – war perfekt durchgeplant. Wir haben mit Martin Sieberer über die Organisation des Sterne Cups und seine beiden Restaurants „Paznaunerstube“ und „Heimatbühne“ gesprochen.

worlds of food: Martin, wie würden Sie generell Ihre Küche beschreiben?

Martin Sieberer: Grundsätzlich bevorzuge ich die regionale Küche. Wir haben tolle Produkte hier im Paznaun, die ich sehr gerne in meine Menüs einbaue. Bei den Ansprüchen unserer internationalen Gäste reichen diese allerdings nicht aus und so verwenden wir auch andere Spitzenprodukte, die nicht von hier stammen. Seien es Fisch und Meeresfrüchte oder auch spezielles Fleisch und bestimmtes Geflügel.

Was machen Ihre beiden Restaurants in Ischgl Ihrer Meinung nach aus?

Wichtig ist mir ganz besonders, dass der Gast den ganzen Abend lang eine kulinarische Geschichte erlebt und sich rundum wohlfühlt, wenn er bei uns ist. Wir möchten ihm ein echtes Erlebnis bieten, es soll ein besonderer Abend werden.

Sie vertreten aber nicht nur die Interessen Ihrer eigenen Restaurants und sind in die Organisation des Sterne Cups der Köche involviert, sondern gelten als Förderer der gesamten Kulinarik hier im Paznaun…

Das stimmt, wir haben vor 20 Jahren als erstes Gourmet-Restaurant hier im Hotel Trofana Royal begonnen, heute sind es deren sieben alleine in Ischgl. Diese Entwicklung freut mich. Nicht zuletzt, weil einige der jetzigen Restaurant-Chefs wie Andreas Spitzer zuvor auch lange bei mir in der Küche waren, teilweise ihre Ausbildung hier gemacht haben. Das macht mich auch ein wenig stolz.

Beim Sterne Cup der Köche haben Sie dieses Mal ein Galadinner in diesen sieben Haubenlokalen organisiert. Wie kam es dazu?

Das ist sicherlich eine Art Höhepunkt der eben skizzierten Entwicklung, Ein Abend lang wurde in all diesen Restaurants groß für die Gäste des Sterne Cups aufgekocht. Da hat Ischgl tatsächlich gezeigt, was es inzwischen kulinarisch zu bieten hat. Da steckte sicherlich auch viel Arbeit dahinter, das zu organisieren, aber umso begeisterter bin ich, dass die Idee großen Anklang gefunden hat. Ich habe danach in zahlreiche glückliche Gesichter der Gäste geschaut – der Plan ist also aufgegangen.

Nun findet der Sterne Cup nach seinen Anfängen in Kitzbühel schon jahrelang in Ischgl statt. Wie wichtig ist es, den Gästen immer wieder neue Ideen wie diese zu präsentieren?

Das ist genau wie in einem Restaurant. Zwar kommt ein Gast nicht einmal pro Woche ins gleiche Restaurant, aber wenn er mehrfach kommt, versucht man ihm natürlich ein anderes Erlebnis als beim letzten Mal zu bieten. Wir überlegen auch schon jetzt, was wir beim nächsten Mal anderes machen oder welcher Programmpunkt beim Sterne Cup unbedingt bestehen blieben muss, weil er so gut ankommt. Stillstand darf es keinen geben in unserem Metier.

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Die Kochelite versammelt sich alljährlich in Ischgl: v.li. Thomas Schreiner (Champagne Laurent-Perrier), Hans Haas, Karl Obauer, Martin Schlegel © TVB Paznaun-Ischgl / Champagne Laurent-Perrier

Holen Sie sich dafür auch außerhalb des Paznauns neue Inspirationen?

Ja, natürlich, ich bin ja keine 365 Tage im Jahr hier im Betrieb. Während des Urlaubs oder der Betriebsferien schaue ich mir die ganze Welt an. Jeder gute Koch ist schließlich auch ein großer Genießer!

Anscheinend macht das auch glücklich, Sie wirken nämlich trotz der mannigfaltigen Aufgaben in der Organisation des Sterne Cups immer recht ausgeglichen…

Doch, ja. Das ist zum Teil aber auch eine Charaktereigenschaft von mir. Zum Großteil weiß ich aber, dass ich mich voll und ganz auf mein Team verlassen kann. Die ganze Mannschaft zieht mit und da bin ich auch unheimlich stolz darauf.

Alle weiteren Infos zu Martin Sieberer finden Sie hier: www.trofana-royal.at/gourmethotel

Martin Sieberers Resturants

Die Paznaunerstube im Hotel Trofana Royal unter Küchenchef Martin Sieberer wurde vom „Gault&Millau“ mit 18 Punkten und somit 3 Hauben ausgezeichnet. Der Gourmet-Guide „A la Carte“ bewertet Sieberer mit 5 Sternen (96 Punkten). Acuh sein zweites Top-Restaurant, die Heimatbühne, wurde im Guide „A la Carte“ mit 86 Punkten (3 Sterne) und bei „Gault&Millau“ mit 15 Punkten (2 Hauben) bewertet. Das Hotel Trofana Royal vereint somit in zwei Restaurants insgesamt 5 Hauben bzw. 8 Sterne unter einem Dach.

Köche à la Carte: Mario Lohninger

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Köche à la Carte: Mario Lohninger

Lernen Sie mit worlds of food die Spitzenköche besser kennen. Heute: Mario Lohninger, der vor knapp 20 Jahren eines der beliebtesten Gourmet-Restaurants in New York City führte, 9/11 quasi hautnah miterlebte und in den Wochen danach für die Rettungskräfte am Ground Zero kochte. Inzwischen kocht der Österreicher in seinem Restaurant Lohninger in Frankfurt auf Spitzenniveau und duelliert sich mit Tim Mälzer bei Kitchen Impossible.

1. Warum sind Sie Koch geworden?

Ich wollte nicht von Anfang an Koch werden. Ich bin mit dem Restaurant meiner Eltern in den Beruf hineingewachsen und heute liebe ich ihn. Jeder Tag ist wie ein neuer Tag. Es wird nie langweilig.

2. Die schlimmste Aufgabe in Ihrer Lehrzeit?

Die ekligste Aufgabe war auf jeden Fall, frisch geschossene Wildenten zu rupfen und auszunehmen, die waren nämlich total verwurmt.

3. Ihr größtes Talent ist…

…meine Kreativität. Außerdem habe ich ein hohes Energielevel, ich fühl mich eigentlich immer fit.

4. Das größte Privileg ihrer Tätigkeit als Koch?

Zu wissen was meine Gäste gerne essen und mit so vielen tollen Zutaten zu spielen. Kochen bedeutet für mich Freiheit.

5. Was war die bisher schwerste Aufgabe am Herd?

Schwere Aufgaben gibt es nicht, wenn man gerne tut, was man tut.

6. Welches ist Ihr Lieblingsgericht?

Meine Lieblingsgerichte ändern sich mit der Tageszeit, Temperatur und Umgebung. Generell liebe ich alles aus der österreichischen, japanischen und italienischen Küche. Vieles davon koche ich auch selbst auf meiner Karte.

7. Welches ist kulinarisch gesehen Ihr Lieblingsland?

Italien und Japan.

8. Ihre bisher größte „Kochkatastrophe“?

Habe ich zum Glück längst vergessen.

9. Haben Sie kochende Vorbilder?

Als erstes auf jeden Fall mein Papa. Dann aber natürlich auch alle meine Lehrer und Lehrstätten: Hans Haas, Restaurant Obauer, David Bouley… Ich durfte von vielen tollen Menschen lernen und mit ihnen arbeiten.

10. Wein oder Bier?

Wein.

mario lohninger 1

11. Bleibt Ihnen Zeit für Hobbys?

Zeit ist für mich Luxus, den man sich nehmen muss.

12. Sie sind zu Hause und haben Hunger. Was kochen Sie?

Sushi.

13. Welche Bedeutung messen Sie Sternen oder Hauben bei?

Ich finde einfach, man muss in diesem Kosmos zwischen gut und schlecht unterscheiden.

14. Wie stehen Sie zu Kochsendungen im Fernsehen?

Ich finde es schön, dass viel Interesse da ist und dass das Kochen so präsent ist in den Medien. Es darf nur nicht die Sinnlichkeit dabei verloren gehen, das ist mir wichtig.

15. Regionale oder internationale Küche?

Beides.

Weitere Informationen zu Mario Lohninger finden Sie hier: lohninger.de

Hier finden Sie tolle Rezepte von Mario Lohninger:

Wiener Schnitzel
Miso Lachs
Yellow Fin Tuna Sashimi

Der Herd ist euer Instrument - Harald Wohlfahrt im Interview

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Der Herd ist euer Instrument - Harald Wohlfahrt im Interview

Harald Wohlfarth im Interview über Erfolge, neue Aufgaben und darüber, was er sich für die Zukunft vorgenommen hat. Derk Hoberg traf Deutschlands erfolgreichsten Koch bei der Eröffnung des Kulinarischen Jakobswegs 2018 in Ischgl (Paznaun).

Harald Wohlfahrt ist der deutsche Koch, der am längsten Drei Michelin-Sterne hielt. Ganze 25 Jahre, von 1992-2017. Im vergangenen Jahr war es zum Bruch mit dem Betreiber des Hotels Traube Tonbach gekommen und Wohlfahrt verließ das dort beheimatete und durch ihn bekannt gewordene Restaurant „Schwarzwaldstube“, das von 1980 an seine kulinarische Heimat gewesen war. Im Rahmen des Kulinarischen Jakobswegs in Ischgl, bei dem Spitzenköche je ein Gericht für jeweils eine Wander-Hütte in der Region kreieren, trafen wir nun einen entspannten Harald Wohlfahrt, der sich auf die anstehenden Aufgaben freut. Das ausführliche Interview:

worlds of food: Herr Wohlfahrt, der Kulinarische Jakobsweg in Ischgl feiert sein 10-jähriges Jubiläum. Haben Sie sich Ihr Mitwirken bis zu diesem besonderen Anlass aufgehoben?

Harald Wohlfahrt: Schauen Sie, ich habe jetzt ja einfach mehr Zeit als früher, daher kann ich nun an solch´ schönen Veranstaltungen teilnehmen.

worlds of food: Genießen Sie diese neu gewonnene Zeit?

Harald Wohlfahrt: Man muss ja immer nach vorne schauen und ich sehe das in der Tat sehr positiv. Klar, es hat sich einiges geändert und es ist ehrlich gesagt auch eine kleine Herausforderung für mich, zu lernen, dass das Leben auch noch etwas anderes bietet, als nur von früh bis spät in der Küche zu stehen. Ich kann mir nun aber die Themen und Veranstaltungen aussuchen, von denen ich mich angesprochen fühle und an denen ich teilnehmen möchte. Das ist eine angenehme Situation.

worlds of food: Wie ist es für Sie, hier wieder mit Ihrem ehemaligen Chef Eckart Witzigmann, der der Schirmherr des Kulinarischen Jakobswegs ist, zusammenzutreffen?

Harald Wohlfahrt: Wir haben uns ja nie aus den Augen verloren, uns in all den Jahren immer wieder hier und da getroffen. Er hat auch oft bei mir im Restaurant als Gast vorbeigeschaut und wir pflegen ohnehin ein sehr freundschaftliches Verhältnis.

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Früher Chef und Schüler, heute Freunde: Eckart Witzigmann (li.) und Harald Wohlfahrt

worlds of food: Sie beide und Ihr Küchenstil waren und sind doch eher klassisch und von der Nouvelle Cuisine geprägt. Dabei geht vorrangig um gutes Handwerk und die beste Qualität der verwendeten Produkte. Wie stehen Sie neuen Trends gegenüber, wenn Regionalität beispielsweise zum Schlagwort der Vermarktung wird?

Harald Wohlfahrt: Wie heißt es so schön: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Deshalb sind wir auch bei uns im Restaurant immer am Puls der Zeit geblieben. Wir haben unsere Küche sicherlich nicht so revolutioniert, dass wir unsere Gäste befremdet hätten, oder dass sie gesagt hätten: Was für einen Weg geht der Mann in der Küche jetzt? Wir haben aber über all die Jahre eine leichte und zeitgemäße Küche angeboten und sind damit auch gut gefahren.

worlds of food: Und in Hinsicht auf die heute viel zitierte Regionalität?

Harald Wohlfahrt: Ich finde, die meisten eingekauften Produkte sollten selbstverständlich aus einem möglichst engen Radius um die eigene Haustür kommen. Dort können Obst und Gemüse auch am längsten reifen, sich so entwickeln, wie man sie haben möchte und man bekommt die beste Qualität. Es ist auch klar, dass ein Produkt mehr Schaden nimmt, je länger es transportiert wird. Je größer der Einkaufsradius wird, umso weniger sollten die Produkte also in der eigenen Region eine Rolle spielen. Aber ehrlicherweise muss man auch sagen, dass die Welt sehr klein geworden ist heutzutage. Wenn ein Flieger heute in Paris startet, landet er 12 Stunden später in Tokio. Wenn ein LKW vom Schwarzwald nach Paris und zurück fährt, war er genauso lange unterwegs… Die Ware geht heute nun einmal dahin, wo sie gefragt ist und wo am meisten dafür gezahlt wird.

worlds of food: Auf Ihrem Weg haben Sie ähnlich viele namhafte Schüler wie Eckart Witzigmann hervorgebracht – heutige Spitzenköche, die jede Menge Auszeichnungen sammeln und selbst wieder einen neue Generation an Sterneköchen ausbilden. Was bedeutet Ihnen das?

Harald Wohlfahrt: So gesehen ist das eine große Bestätigung für mich, dass ich meist auf die richtigen gesetzt habe und diesen jungen Köchen auch etwas mit auf den Weg geben konnte. Auf diesem Niveau zu kochen ist eine riesige Herausforderung und da ist man auch komplett von seinem Team abhängig. Wir sind alle Menschen, die mal einen schlechten Tag haben können – in einem vielköpfigen Team passiert das einfach. Das muss man alles im Blick haben und darauf reagieren können. Solche kleinen Schwächephasen einzelner aufzufangen, zu kompensieren und das Team sicher zum Ziel zu führen, das war meine eigentliche Aufgabe als Chef.

Derk Hoberg Harald Wohlfahrt
Derk Hoberg (li.) traf Harald Wohlfahrt im Tiroler Paznaun zum Gespräch

worlds of food: Gibt es so etwas wie eine Quintessenz, was Sie Ihren Schülern mit auf den Weg gaben, ein oder zwei Sätze, auf die man das herunterbrechen könnte?

Harald Wohlfahrt: Mir ging es immer um Disziplin. Ich habe ihnen gesagt, dass nicht in der Zeitung oder im Fernsehen gekocht wird, sondern in der Küche. Der Herd ist euer Instrument, da müsst ihr drauf spielen und eure beste Leistung abrufen. Wenn es da gut läuft, dann kann es auch eine Außenwirkung haben, dann kommt man auch in die Presse. Letzten Endes macht die Kombination aus Talent, Ehrgeiz und Fleiß den Erfolg aus.

worlds of food: Sie stehen nicht mehr in der Traube Tonbach am Herd. Was würden Sie sich nun gerne selbst mit auf den Weg geben?

Harald Wohlfahrt: Ich möchte mir selbst treu bleiben, meinem eigenen Weg folgen, zu meinen Idealen stehen. Das ist mir wichtig.

harald wohlfahrt interviewworlds of food: Wie sieht die Zukunft von Harald Wohlfahrt denn konkret aus?

Harald Wohlfahrt: In den vergangenen Monaten hatte ich unheimlich viele Anfragen und sehr viele Dinge einzuordnen. Jetzt, etwa ein Jahr danach sozusagen, kristallisiert sich so langsam heraus, auf was ich mich zukünftig konzentrieren möchte. Wir werden unter anderem eine Eigenmarke mit meinem Namen aufbauen. Dafür wird eine Produktionsstätte geschaffen werden, an der ich mich an die Entwicklungsarbeit für die Produkte machen kann. Auf diese Aufgabe freue ich mich ganz besonders, das wird sehr vielfältig werden. Das kann von tollen Salatsaucen bis hin zu speziellen Gerichten wie Linsen-Curry oder Barbecue-Lachs gehen, die in den Einzelhandel kommen werden. Dazu koche ich einmal im Monat für die Belegschaft des Fischer-Dübel Werkes in Tumlingen ein Gourmet-Gericht und berate die dortige Betriebskantine regelmäßig und ich bin als kulinarischer Berater auch für das Festspielhaus in Baden Baden tätig. Von der Akustik her eines der besten Festspielhäuser Europas und dort erlebe ich heute tolle Konzerte und Veranstaltungen, für die ich bisher einfach keine Zeit hatte.

worlds of food: Jedem Anfang wohnt also tatsächlich auch ein Zauber inne…

Harald Wohlfahrt: Ich habe mich ja als Mensch nicht verändert, mein Weg hat sich geändert. Wenn ich nun doch einmal zurückblicke, dann bin ich sehr dankbar, dass ich genau an der Stelle einen Schnitt machen konnte. Ich durfte dieses Restaurant auf seinem Höhepunkt an die nächste Generation geben und hätte wohl in dieser Geschichte – nach allem was ich weiß – nicht viel mehr zu erwarten gehabt. Insofern akzeptiere ich das und gräme mich nicht. Das lohnt sich nicht im Ansatz.

Alle weiteren Infos zu Harald Wohlfahrt finden sie auf der Homepage des Spitzenkochs

Jock Zonfrillo zum Erhalt des Baque Culinary World Prize

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Jock Zonfrillo zum Erhalt des Baque Culinary World Prize

Jock Zonfrillo (unten im Bild), gerade mit dem mit 100.000 Euro dotierten Basque Culinary Word Prize ausgezeichnet, erklärt sein Engagement Engagement für die Förderung der Kultur der indigenen Völker Australiens und den Schutz der Kochtradition der Aborigines.

jock zonfrillo„Es ist eine große Ehre für mich, dass ich als Gewinner des Basque Culinary World Prize 2018 ausgewählt wurde. Ich möchte mich bei meinen Restaurantangestellten, dem Personal der Orana Foundation, Wissenschaftlern und Beratern, jedoch vor allem bei den indigenen Australiern herzlich bedanken, die jahrelang ihre Zeit investiert haben, um ihr Wissen zu teilen.


Eine der wichtigsten Lektionen, die ich bei der Arbeit mit den indigenen Gemeinschaften gelernt habe, besteht darin, mehr zurückzugeben, als man nimmt. Meine Motivation rührt von der Anerkennung einer Kultur her, die das Land, in dem sie seit über 60.000 Jahren lebt, bewirtschaftet und gedeihen lässt.

Die ersten Australier sind die wahren Köche und "gastronomischen Erfinder" dieser Länder. Ihr Ausschluss von unserer Geschichte und insbesondere aus unserer Gastronomiekultur ist unhaltbar. Ich glaube, dass die Gastronomie verpflichtet ist, Veränderungen herbeizuführen. Auch wenn wir nicht für die Eingeborenen sprechen, so können wir doch Hand in Hand gehen und ihre Lebensbedingungen gemeinsam zum Positiven hin verändern.“

Joan Roca, Vorsitzender der Preisjury, erklärte die Jury-Entscheidung wie folgt:

Seit über 15 Jahren befasst sich Jock damit, eine der ältesten Kulturen der Erde zu verstehen und zu fördern: Diejenige der australischen Urvölker. Ausgehend von der Perspektive, die auf den Austausch und die Forschung hinzielt, zeigt der Schotte der Welt nach und nach das kulinarische Potenzial eines Erbes, das lange Zeit ignoriert wurde. Durch die Identifizierung der Zutaten und Traditionen, jedoch insbesondere durch die Berufung, die Zonfrillo antreibt, das Wissen dieser Völker mit Entwicklungschancen umzusetzen, baut er auf die Zukunft. Aufgrund des inspirierenden Charakters und des Multiplikatoreffekts seiner Arbeit wurde er einstimmig von der Jury ausgewählt.

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Der Jury-Vorsitzende Joan Roca

Bittor Oroz, stellvertretender Minister für Landwirtschaft, Fischerei und Lebensmittelpolitik der Baskischen Regierung, über den Basque Culinary World Prize

Diese einzigartige und globale Auszeichnung fügt sich in den Rahmen der umfassenden Strategie Euskadi Basque Country ein. Sie strebt danach, dass sich Werte, die von der baskischen Gesellschaft geteilt werden, wie die Kultur harter Arbeit, das Engagement, die Fähigkeit zur Bewältigung, die Berufung zur Innovation und zum Wettbewerb sowie die Chancengleichheit für Frauen und Männer mit dem Image des Baskenlandes vereinen und auf internationaler Ebene zu unserer Visitenkarte werden. Das Baskenland muss sich als globaler Akteur positionieren und auf internationaler Ebene an Präsenz gewinnen. Der Einfluss des Baskenlandes im Ausland soll dazu dienen, im internationalen Kontext einen eigenen Raum zu gewinnen, sodass unsere Identität und unsere Werte geschützt und gefestigt werden. Gleichzeitig tragen wir durch Initiativen wie dem Basque Culinary World Prize zur Gestaltung eines neuen, gerechteren und nachhaltigeren Sozialmodells im Dienste der Menschen bei.

Der Generaldirektor des Basque Culinary Center, Joxe Mari Aizega, meinte:

Mit dem Preis verstärkt sich der Einsatz für ein besonderes, vielseitiges und umfassendes Phänomen. Köchinnen und Köche in der ganzen Welt zeigen den Wert, der sich hinter der Gastronomie verbirgt, wenn ihre Orientierung an Kreativität, Unternehmergeist, Innovation und Engagement Hand in Hand mit den Herausforderungen unserer Gesellschaft geht. Deshalb freuen wir uns heute über die Wahl von Jock Zonfrillo, denn sie bezeugt nicht nur die Inspiration, sondern auch die Vielfalt.

Über den Basque Culinary World Prize

Für den Basque Culinary World Prize 2018 gingen Registrierungen aus weltweit 42 Ländern beim Basque Culinary Center ein. Insgesamt wurden 140 Chefköche nominiert. Um für die Preisvergabe in Betracht zu kommen, mussten die Chefköche von einem anderen Fachvertreter nominiert werden, der gegenwärtig im Bereich der Gastronomie tätig ist, beispielsweise einem weiteren Chefkoch, einem Autor im Bereich der Gastronomie, einem Lebensmittellieferanten oder einer Institution.

Drei Monate lang nominierten Experten und Institutionen des Berufsfeldes Chefköche aus aller Welt. Diese zeigten auf, wie die Gastronomie zu einer treibenden Kraft für Veränderungen in Bereichen wie Innovation, Bildung, Gesundheit, Forschung, Nachhaltigkeit, soziales Unternehmertum und Philanthropie bis hin zum Erhalt lokaler Kulturen werden kann.

Die zehn Küchenchefs, die in die engere Auswahl kamen, wurden von einem technischen Ausschuss gewählt, der sich aus Experten der Gastronomie zusammensetzte, darunter Dr. Iñaki Martínez de Albéniz, Professor für Soziologie an der Universität des Baskenlandes; Jorge Ruiz Carrascal, Professor an der Fakultät für Lebensmittelwissenschaft der Universität Kopenhagen; Xavier Medina, Doktor der Sozialanthropologie und Leiter des UNESCO-Lehrstuhls für Ernährung, Kultur und Entwicklung; Pia Sörensen, Leiterin des Wissenschafts- und Gastronomie-Programmes der Harvard University und Carlos Zamora, Küchenchef an der Spitze des De Luz und sieben weiteren Restaurants in Spanien.

Hans Haas – Die Herausforderung Tantris

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Hans Haas – Die Herausforderung Tantris

Das Tantris blickt bereits auf eine 47-jährige Geschichte zurück. Seit fast drei Jahrzehnten erfüllt Küchenchef Hans Haas die hohen Erwartungen der Gäste des legendären Schwabinger Restaurants. Er gilt dabei als Meister der Einfachheit, der den typischen Eigengeschmack der Produkte in den Vordergrund stellt und so den Stil des Tantris prägt. Im Interview sprechen wir mit ihm über die tägliche Herausforderung Tantris.

worlds of food: Herr Haas, seit 1991 schwingen Sie den Kochlöffel in führender Funktion hier im Tantris. Was gehört dazu, ein Restaurant so lange und auf so hohem Niveau zu führen?
Hans Haas: Durchhaltevermögen. Man darf wirklich nie nachlassen. Und natürlich muss man sein Team bestmöglich zusammenstellen und formen, so dass alle mitziehen. Letztlich fängt jeder Tag bei null an. Insofern kommen auch jeden Tag immer Schwierigkeiten auf einen zu. Das beginnt damit, die richtige Ware zu finden und kann sich bis ins letzte Detail ziehen. Da ist es wichtig, dass die Stimmung im Team stimmt.

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worlds of food: Ihre Vorgänger im Tantris waren Eckart Witzigmann und Heinz Winkler. Keine ganz unbeschriebenen Blätter in kulinarischen Dingen. Gehörte damals viel Mut dazu, diesen Posten hier im Tantris anzutreten?

Hans Haas: Es ist natürlich schwieriger, die Hoffnungen zu erfüllen, wenn man auf zwei solch große Namen folgt. Ich war damals noch relativ unbekannt und die Gäste hier haben natürlich gewisse Erwartungen, wenn sie in ein solch hochdekoriertes Restaurant kommen. Diese Situation erforderte daher schon ein wenig Mut. Einfacher ist es, ein Restaurant neu aufzumachen. Da geht der Gast zunächst ohne Vorurteile hin.

worlds of food: Heute sind Sie mit Eckart Witzigmann befreundet. Aber hat er Sie damals beraten, die Stelle anzunehmen?
Hans Haas: Er hat mich bestärkt,  ja beinahe überredet. Natürlich interessierte mich seine Meinung zu diesem Thema ungemein, er ist für mich nach wie vor ein großer Chef und schon damals hatte sich eine gute Freundschaft zwischen uns entwickelt, auf die ich bis heute sehr stolz bin. Insofern war mir sein Rat damals natürlich lieb und teuer.

worlds of food: Kennengelernt haben Sie Eckart Witzigmann als Ihren Chef im Jahr 1982 in seinem Restaurant „Aubergine“, wo Sie als Souschef engagiert waren. Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn Sie an Eckart Witzigmann in der Küche zurückdenken?
Hans Haas: Sein absoluter Wille zur Perfektion. Er war jederzeit darauf bedacht, dass alle das Bestmögliche bekommen. Seien es die Gäste auf ihren Tellern oder aber die Lehrlinge in ihrer Ausbildung. Das sind Dinge, die mich bis heute begleiten. Vor dem, was Eckart Witzigmann geleistet hat, wen er alles ausgebildet hat, kann man nur den Hut ziehen.

worlds of food: Wie sieht Ihre persönliche Zukunft hier im Tantris aus? Verspüren Sie noch immer die Lust am Kochen, den Willen zur Perfektion?
Hans Haas: Na logisch. Der Laden läuft. Und wenn die Leidenschaft nicht mehr da wäre, wäre ich längst über alle Berge.
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Mehr zum Tantris:
Interview mit der ehemaligen Sommelière Paula Bosch
Das neue Buch von Hans Haas: Die Kochlegende

Hier: Internationale Restaurants

Über die Grenzen hinaus - Mauro Colagreco im Portrait

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Über die Grenzen hinaus - Mauro Colagreco im Portrait

Mauro Colagreco gehört zu den bekanntesten Köchen weltweit. Seine marktbasierte und saisonale Küche in seinem Restaurant Mirazur an der Côte d'Azur hat dem Argentinier zwei Sterne im Guide Michelin und Platz drei unter den World´s 50 Best Restaurants eingebracht. Im Herbst wird er erstmals eine Pop-up-Version des Mirazur in Madrid eröffnen. Ein Portrait des Spitzenkochs.

Nach seiner Ausbildung an der Gato Dumas Schule in Buenos Aires, der renommiertesten Kochschule Lateinamerikas, und darauf folgenden Stationen in den besten Restaurants der Stadt, zog Mauro Colagreco 2001 nach Frankreich, wo er bis 2005 bei so angesehenen französischen Köchen wie Bernard Loiseau, Alain Passard, Alain Ducasse und Guy Martin arbeitete. Im Jahr 2006 beschloss er schließlich, sein eigenes Restaurant zu eröffnen. Vor allem wegen der Sprache von Spanien und aufgrund seiner Wurzeln von Italien angezogen, sollte er sich in Menton an der französisch-italienischen Grenze an Côte d'Azur niederlassen.

Dem Namen entsprechend, bietet sein Restaurant Mirazur (frei übersetzt „Blick ins Blaue“) wegen seiner einzigartigen Lage zwischen Meer und Bergen einen atemberaubenden Ausblick auf das Mittelmeer. Nur wenige Meter von der italienischen Grenze entfernt, bietet Colagrecos Küche dabei eine perfekte Mischung aus den Produkten aus dem eigenen Garten sowie der nahegelegenen Märkten der ligurischen Küste Italiens und der französischen Côte d'Azur.

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Dinner with a view: Die Aussicht im Mirazur (©Anthony Lanneretonne)

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Ein Beispiel für Colagrecos Küche im Mirazur: Grüne Bohnen, Kirschen und Pistazien (©Eduardo Torres)

Jede Menge Auszeichnungen für Colagreco und das Mirazur

Bereits ein halbes Jahr nach der Eröffnung wurde Mauro Colagreco von den Führern von Gault & Millau und Omnivore zur "Entdeckung des Jahres" gekürt, und in weniger als einem Jahr, schon 2007, erhielt das Mirazur seinen ersten Stern im Guide Michelin.

Im Jahr 2009 wurde Mauro Colagreco vom Gault & Millau schließlich zum "Koch des Jahres" in Frankreich gekürt und wurde damit zum ersten nicht-französischen Koch, der diesen Titel erhielt. Zudem konnte sich das Mirazur erstmals für die Liste der 50 besten Restaurants der Welt qualifizieren. Ein Jahr später erhielt das Mirazur vier Hauben im Gault & Millau Guide und 2011 nannte die New York Times das Mirazur „eines der 10 weltweit angesehensten Restaurants“.

Im Folgejahr wurde Mirazur mit 2 Sternen im Guide Michelin ausgezeichnet und Mauro Colagreco wurde von der französischen Regierung zum „Chevalier des Arts et des Lettres“ ernannt und 2013 vom Relais & Châteaux Global Fellowship zum "Grand Chef" ernannt. Im Jahr 2017 wurde Mirazur ein Mitglied der Les Grandes Tables du Monde und Mauro Colagreco wurde in den französischen nationalen Verdienstorden als Ritter aufgenommen.

Bei der diesjährigen Auflage der World´s 50 Best Restaurants in Bilbao landete das Mirazur auf Rang drei – damit führt der Argentinier nun bereits im fünften Jahr in Folge das beste französische Restaurant auf der renommierten Liste.

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Mauro Colagreco bei der Bekanntgabe der World´s 50 BestRestaurants 2018 in Bilbao (©World´s 50 Best Restaurants)

Herbst 2018: #InResidence in Madrid

Im Herbst 2018 nun, genauer gesagt vom 12. November bis zum 2. Dezember, wird Colagreco der Protagonist der neuesten Ausgabe von #InResidence in Madrid sein und damit auch endlich einmal in Spanien kochen. Gemeinsam mit seinem Team aus dem Mirazur kocht er drei Wochen lang ein spezielles Herbstmenü im NH Collection Eurobuilding Hotel. Weitere Infos dazu: inresidence.es

Alles Weitere zu Mauro Colagreco und seinem Mirazur finden Sie hier: www.mirazur.fr

Paul Ivić: „Wir vergessen, dass wir ein Teil der Natur sind!“

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Paul Ivić: „Wir vergessen, dass wir ein Teil der Natur sind!“

Spitzenkoch Paul Ivić kämpft auf allen Ebenen und mit Feuereifer für eine gesunde Küche und eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion. In einem sehr persönlichen Interview in seinem Wiener Sternerestaurant „Tian“ hat er uns mehr über seine Prinzipien verraten und was seine persönliche Gesundheit damit zu tun hatte.

worlds of food: Paul, Sie treten sehr engagiert auf, wenn es um nachhaltige Lebensmittelproduktion oder um die Verschwendung von Lebensmitteln geht. Genügt Ihnen die anspruchsvolle Aufgabe, ein vegetarisches Sternerestaurant zu führen, nicht?

Paul Ivić: Da gibt es eigentlich schon genug zu tun, das stimmt. Aber Engagement in der Küche ist generell wichtig. Ich empfinde es als unsere Pflicht als Köche, einerseits auf mehr oder weniger offenkundige Probleme in diesem Bereich aufmerksam zu machen, gleichzeitig aber auch Lösungsansätze zu bieten.

worlds of food: War es deshalb schon immer Ihr Plan gewesen, Koch zu werden?

Paul Ivić: Eigentlich nicht, auch wenn ich immer Wert auf gute Küche gelegt habe. Schon als ich in meiner frühen Jugend das Schulessen verweigert habe – es war einfach schlecht und ich empfand es schlichtweg als seelenlos. Meinen Eltern hat das oft Kopfzerbrechen bereitet, wenn ich mittags nichts gegessen habe, aber diese Einstellung habe ich mir bis heute bewahrt. Ich mache mir viele Gedanken über das Essen, die Produktion von Lebensmitteln und den Umgang damit.

worlds of food: Heute bieten Sie in Ihren Restaurants in Wien und in München eine rein vegetarische Küche an. Sind Sie selbst überhaupt Vegetarier?

Paul Ivić: Nein, ich habe auch meine Freude an einem guten Stück Fleisch von dem ich weiß, wo es her kommt, oder an einer guten Salami. Das Bedürfnis ist aber eher selten. Fleisch aus Massentierhaltung, Aufschnitt oder ähnliches wird man bei mir nicht finden. Solche Dinge habe ich seit Jahren aufgrund früherer gesundheitlicher Probleme verbannt und fahre sehr gut damit.

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Paul Ivić serviert im Tian raffinierte vegetarische Küche auf Sterneniveau

worlds of food: Wie kam es denn zu diesem Umdenken, schließlich haben Sie früher in guten Häusern und Hotels gekocht und dort sicher auch mit gutem Fleisch gearbeitet…

Paul Ivić: Anfang 30 hatte ich psychische Probleme, heute nennt man es wohl Burnout, fühlte mich wie in einem Hamsterrad. Auslöser war sicherlich, dass es nur noch darum ging, möglichst günstig zu kochen. Die Qualität blieb oft komplett auf der Strecke, der Spaß an der Arbeit dadurch ebenso. Ich bin sicher, dass sich das neben meiner damaligen Ernährung auch auf meine übrige Gesundheit ausgewirkt hat, schließlich kam die Diagnose Herzkranzverengung dann nicht von ungefähr. Die Ärzte empfahlen mir Tabletten zu nehmen – sowohl gegen die Depressionen wegen dem Burnout als auch für die Herzkranzgefäße. Wenn nicht würden wir uns auf dem OP-Tisch wiedersehen, hieß es. Ich habe es ohne Pillen gemacht, meine Ernährung und mein Leben umgestellt, eine Operation dadurch vermieden. Dazu habe ich gelernt, dass ich mir selbst etwas Wert sein muss, damit ich richtig auf mich achte. Heute bin ich wirklich zufrieden. Gut, zumindest weitestgehend zufrieden. Ich sehe ja nicht nur, was aktuell in Sachen industrieller Lebensmittelproduktion schiefläuft, sondern entdecke auch an mir immer wieder Dinge, die ich noch verbessern möchte. Wahrscheinlich ist es aber auch gut so, noch Ziele zu haben.

worlds of food: Wir würden Sie diese Ziele denn formulieren?

Paul Ivić: Wenn ich heute gute Produkte auf dem Teller habe, dann erinnere ich mich an meine Jugend zurück. An das Essen von damals, zum Beispiel an den guten Geschmack, den die Hühnereier meines Großvaters in Kroatien hatten. Daran möchte ich mich wieder öfter erinnern können. Dazu kommen eine Reihe weiterer Probleme wie die Massentierhaltung, die Verschmutzung der Böden, die Auswüchse der Konzerne, die die Macht über das Saatgut haben. Heute wird fast nur noch gegen die Natur gearbeitet, nicht mehr mit oder gar für sie. Wir vergessen dabei etwas ganz entscheidendes, nämlich dass wir ein Stück dieser Natur sind. Darauf möchte ich noch mehr Aufmerksamkeit lenken.

worlds of food: Haben Sie Hoffnung, dass sich an diesen Missständen etwas ändern kann?

Paul Ivić: Die Menschen werden sich hoffentlich immer bewusster, dass sie ein krankes Nahrungsmittel bekommen, wenn sie so günstig wie nur möglich einkaufen. Eines, das nicht mehr natürlich ist, mehrfach behandelt ist und das auf Ausbeutung von Mensch und Tier basiert. Im Falle von Fleisch oder Milch werden Tiere für schnellere Ergebnisse und mehr Ertrag mit Hormonen und Medikamenten vollgestopft. Der Preis des Fleischs und der Milch sinkt, die Industrie hat was sie will. Der Bauer hat dagegen aufgrund der sinkenden Preise neue, noch größere Probleme. Ein perverser Teufelskreis, am Ende sind nicht nur die Tiere sondern auch die Bauern selbst versklavt. Wenn also wieder mehr Menschen Wert auf Qualität legen, mehr darauf achten, was sie zu sich nehmen, dann verändern wir auch was. Und dafür müssen wir nicht einmal unser komplettes Leben auf den Kopf stellen. Es genügt, wenn jeder erst einmal nur 25 Prozent seines Einkaufsverhaltens ändert. Addiert liefert der Konsument so genügend ökonomische Argumente, damit sich etwas in Sinne nachhaltiger Lebensmittelproduktion tut.

paul ivic interview

worlds of food: Und die vegetarische Küche ist gewissermaßen Ihr Instrument dafür?

Paul Ivić: Nach der gesundheitlich schwierigen Phase habe ich mir damals zunächst geschworen, mich nicht mehr verbiegen zu lassen, nie wieder für – freundlich ausgedrückt – Menschen zu arbeiten, die ich nicht mag. Der Internet-Unternehmer Christian Halper machte mir schließlich das Angebot, hier in Wien ein vegetarisches Restaurant zu eröffnen, um in diesem Bereich neue Weg zu gehen. Zum Glück war ich so naiv, dieses Angebot anzunehmen (lacht).

worlds of food: Inwiefern naiv?

Paul Ivić: Ich wusste damals einfach nicht, was auf mich zukommt, wie schwer es wird, wirkliche Mitstreiter in der Küche zu finden. Außer meinem langjährigen Küchenchef Mathias Martin war anfangs kaum jemand dafür zu begeistern. Inzwischen sind meine Mitarbeiter so engagiert und fast strenger als ich bei der Auswahl der Produkte. Und ich wusste nicht, welche Möglichkeiten die vegetarische Küche mir tatsächlich bietet – alleine schon durch die Dynamik der Natur.

worlds of food: Wie gewährleisten Sie, dass bei Ihnen nur gute Produkte auf dem Teller landen?

Paul Ivić: Wir arbeiten mit einigen Bauern aus der Umgebung Wiens und kochen nur mit Gemüse, dessen Herkunft wir kennen. Mit diesem Ansatz unterstützen wir zudem kleine Landwirtschaftsbetriebe, stärken gleichzeitig die Region und ihre Vielfalt dadurch. Industrielle Alternativen für Fleisch- oder Wurstwaren, die es ja zu Hauf im Supermarkt gibt, verwenden wir dabei grundsätzlich nicht. Die vegetarische Küche ist so vielfältig und das Gemüse unserer Produzenten hat so einen sensationellen Geschmack, dass diese Art der Küche es gar nicht nötig hat, mit solchen Ersatzprodukten zu arbeiten.

Zur Person: Paul Ivić

s vegetarische winterkueche ivicPaul Ivić hat mit seiner Arbeit im vegetarischen Restaurant „Tian“ die Gemüseküche revolutioniert. Durch die Verwendung qualitativ hochwertiger Produkte und die Kombination unterschiedlicher Aromen und Küchentraditionen wechseln heimische und internationale Einflüsse einander ab – und zwar auf so hohem Niveau, dass es dem Guide Michelin 2014 einen seiner begehrten Sterne wert war. Zusätzlich zeichnet Ivić auch für das Münchner "Tian" verantwortlich und arbeit eng mit dem dortigen Küchenchef Christian Schagerl zusammen und veröffentlicht vegetarische Kochbücher.


Köche à la Carte – Heute: Holger Stromberg

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Köche à la Carte – Heute: Holger Stromberg

Lernen Sie mit worlds of food die Spitzenköche besser kennen: Holger Stromberg, geboren 1972, wurde die hohe Kochkunst in die Wiege gelegt: Er wächst im elterlichen Gasthaus mit über 180-jähriger Gastronomie-Tradition auf. Nach Stationen in verschiedenen Sterne-Restaurants erarbeitet er sich als jüngster Koch Deutschlands mit 23 Jahren den Michelin-Stern. Von 2007 bis 2017 ist Stromberg im DFB-Betreuerstab als Ernährungscoach und Koch der Fußball-Nationalmannschaft und kehrt 2014 als Koch der Weltmeister aus Rio zurück. Aktuell verantwortet er zudem Ernährungsbereich des online-basierten und krankenkassenzertifizierten Trainingsprogramms YOUMECO.

1. Warum sind Sie Koch geworden?

Es kam mir nie etwas anderes in den Sinn!

2. Die schlimmste Aufgabe in Ihrer Lehrzeit?

Farce durch Rahmensiebe streichen und Jus durch Passiertücher. Völliger Blödsinn!

3. Ihr größtes Talent ist…

…Visionen in die Realität umzusetzen. Und seien sie noch so skurril.

4. Das größte Privileg ihrer Tätigkeit als Koch?

Mit LEBENSMITTELN arbeiten zu dürfen.

5. Was ist Ihre größte Versuchung

Sauce mit Brot ;-)

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6. Was war die bisher schwerste Aufgabe am Herd?

Gefüllter Wildhase nach Louis XIII sowie lebendige Aale zu schlachten und zu verarbeiten.

7. Welches ist Ihr Lieblingsgericht?

Jeden Tag ein anderes ;-) Im Moment esse ich gerade Fusilli mit Tomate und Demeter- Zicklein - also ist das jetzt gerade in diesem Moment mein absolutes Lieblingsgericht ;-)

8. Welches ist kulinarisch gesehen Ihr Lieblingsland?

Das ist ein Kopf an Kopf-Rennen zwischen Italien und Thailand.

9. Welches war Ihr bisher ausgefallenstes Gericht?

Kopfsalat-Suppe mit Krabben, Zander mit Hahnenkämmen oder Zander mit Spätzle und Blutwurst… Für mich war das allerdings nie ausgefallen, für einen Teil meiner Gäste schon ;-)

10. Ihre bisher größte „Kochkatastrophe“?

Ich habe meine Frau gebeten mir in der Küche zu helfen. Sie hat sich teuflisch an der Currysauce für unseren gemeinsamen Imbiss Curry73 verbrüht. Das war wohl der schlimmste Tag meiner Karriere.

11. Haben Sie kochende Vorbilder?

Und wie! Als erstes absolut mein Vater. Aber natürlich Alain Ducasse z.B., wie er nur all diese Küchenchefs auf dem Niveau managed. Unerreicht! Oder auch immer noch Emil Jung, bei dem ich arbeiten und unglaublich viel über Geschmack und Nuancen lernen durfte. Aber auch jeder hingebungsvoller Mensch wie zum Beispiel eine italienische Omi, die ihre ganze Liebe und Leidenschaft in die Speisen legt.

12. Welche historische oder aktuelle Persönlichkeit würden Sie gerne kennenlernen?

Ein Schwatz mit Mario Adorf, ein Essen mit Dave Gahan oder eine Biketour mit Uma Thurman

s Holger Stromberg

13. Wein oder Bier?

Wein!

14. Bleibt Ihnen Zeit für Hobbys?

Ich bin auf dem Weg dorthin ;-))) Biken und Fotografieren, wenn es die Zeit zulässt.

15. Sie sind zu Hause und haben Hunger. Was kochen Sie?

Fusilli mit Tomate und Demeter-Zicklein ;-) Aber vorwiegend tatsächlich Gemüse mit Bums!

16. Welche Bedeutung messen Sie Sternen oder Hauben bei?

Schöne Trophäen von bewegten und intensiven Lebensabschnitten, mehr aber nicht. Jeden Tag beginnt schließlich ein neues Leben!

17. Wie stehen Sie zu Kochsendungen im Fernsehen?

Kommt drauf an. Wenn mit Lebensmitteln „gespielt“ wird, sollte man die Ausstrahlung schlichtweg verbieten! Wenn respektvoll mit den Ressourcen dieser Erde und mit den Protagonisten umgegangen wird, schaue Ich es mir auch sehr gerne an. Wissen und Handwerkskunst weiterzugeben ist doch klasse!

18. Regionale oder internationale Küche?

International mit regionalen Zutaten, soweit möglich oder sinnvoll.

19. Welchem Street Food können Sie nicht widerstehen?

Ehrliches Streetfood mit WIRKLICH guten Zutaten kann ich nur sehr, sehr schwer widerstehen.

Hier erfahren Sie mehr über Holger Stromberg: www.holgerstromberg.de

Lesen Sie hier ein Interview mit Holger Stromberg zum WM-Titel der DFB-Elf

Andrew Wong: Der Vielfalt auf der Spur

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Andrew Wong: Der Vielfalt auf der Spur

Andrew Wong ist derzeit der wohl angesagteste asiatische Koch Londons. In seinem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurant „A.Wong“ zelebriert er die enorme Vielfalt der chinesischen Küche auf selten dagewesenem Niveau und überrascht seine Gäste bei jedem Gang aufs Neue. Wir haben mit ihm über seine chinesischen Wurzeln, seine Prinzipien in der Küche und seine wissenschaftlichen Erfolgsrezepte gesprochen.

worlds of food: Andrew, Ihre Eltern haben bereits ein Restaurant in London geführt, war Ihnen das gastronomische Talent also in die Wiege gelegt?

Andrew Wong: Ich denke schon, ein Stück weit zumindest. Eigentlich wollte ich aber gar nicht Koch werden, da bin ich eher so hinein geraten, nachdem ich zunächst an die Uni gegangen bin. Mittlerweile koche jetzt aber schon seit 15 Jahren, habe dieses Restaurant hier vor sechs Jahren eröffnet und dennoch fühlt es sich noch immer für mich an, als ob ich einfach nur meinen Eltern in ihrem Restaurant aushelfe. So, als ob ich einfach spiele oder nur so tue, als ob ich ein Restaurant leite.

worlds of food: Das täuschen Sie dann aber nicht allzu schlecht vor, immerhin hat Ihnen der Guide Michelin 2017 einen Stern für Ihr Restaurant A.Wong verliehen…

Andrew Wong: Ja, auch das ist irgendwie einfach so passiert (lacht). Wahrscheinlich kommt es mir so vor, weil ich eine solche Leidenschaft für das Kochen mitbringe. Deshalb kommt es mir nicht wie Arbeit vor, obwohl dieses Leben wirklich hart ist. Da gehört so viel dazu, dass auch meine eigene Familie etwas darunter leiden muss. Es gibt quasi keine freien Tage, ich kann nicht oft an Familienfeiern teilnehmen, sehe selten Freunde. Ein guter Koch und Chef zu werden, hat also seinen Preis – das haben mir auch alle meine kochenden Vorbilder immer wieder gesagt und es hat sich bewahrheitet. Ich denke, das ist auch ein harter Prozess für junge Köche, genau das zu akzeptieren. Man fängt nicht als Koch an und sitzt zwei Jahre später dann schon bei MasterChef in der Jury neben Monica Galetti. Viele stellen sich das ja heute so vor, brechen dann die Ausbildung zum Koch aber wieder ab.

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Der Gastraum im "A.Wong"

worlds of food: Sie sprachen Ihr Studium an, haben vor Ihrer Restaurant-Karriere auch Chemie und Anthropologie studiert, in letzterem den Abschluss gemacht. Inwieweit bringt Sie das heute in der Küche oder generell als Gastronom weiter?

Andrew Wong: Damals war das Studium nur ein notwendiges Übel für mich, um später vielleicht mal irgendeinen Job zu finden. Jetzt, nachdem ich meine Passion lange gefunden habe, interessiere ich mich viel mehr für die Themen des Studiums. Ich habe vor einigen Jahren große Teile Chinas bereist und arbeite heute mit einer Anthropologin von der University of London. Wir forschen gemeinsam hinsichtlich der Traditionen der chinesischen Küche. Eine fruchtbare Zusammenarbeit, sie kommt mit neuen Aromen in Kontakt und ich erfahre mehr die Geschichte der verschiedenen Küchen Chinas.

worlds of food: Was ist das Ziel hinter dieser Arbeit? Ein Buch oder eine Sammlung traditioneller chinesischer Rezepte?

Andrew Wong: Wir verfolgen kein konkretes Ziel damit, außer, dass wir uns im Restaurant dadurch ständig weiterentwickeln und nicht stehen bleiben. Das gewonnene Wissen kommt dort also direkt zum Einsatz. Dadurch ergeben sich immer wieder neue Möglichkeiten, neue Ideen für Gerichte. Wo genau das letztendlich hinführen wird, werden wir dann sehen. Aber insgesamt ist das wohl eher eine unendliche Geschichte, so groß wie China ist und auf welch lange Geschichte dieses Land zurückblickt (lacht).


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Andrew Wongs Gerichte spiegeln die Vielfalt von Chinas Küche wider

worlds of food: Wie würden Sie denn Ihren Stil beschreiben, wie wissenschaftlich ist die Küche im A.Wong tatsächlich beeinflusst?

Andrew Wong: Wir haben natürlich sehr traditionelle Elemente in unseren Gerichten, die teilweise auch Ergebnis der Forschung sind. Ich sage immer, dass der Kern unserer Gerichte definitiv traditionellen Ursprung haben muss. Mich muss ein Rezept, oder der Kern des Rezepts, zunächst also immer an eine bestimmte Region oder einen Ort in China erinnern. Danach überlegen wir, wie wir die Zubereitung mit den heutigen Mitteln womöglich technisch verbessern können, wie wir es vielleicht noch bekömmlicher oder noch aromatischer machen können. Zum Kochen selbst benutzen wir noch immer überwiegend traditionelle Techniken, ich bin beispielsweise kein Freund von Sous Vide. Wir dämpfen und schmoren viel und braten jede Menge im Wok. Manche Dinge kann man nun mal nicht besser machen, als sie schon immer waren.

worlds of food: Sie bieten in Ihrem Restaurant ein Tasting Menü unter dem Namen „Taste of China“ an. Wie ist das aufgebaut?

Andrew Wong: Ich versuche mit diesem Menü, den Gästen etwas über das Land China und seine vielen verschiedenen Küchen zu erzählen. Wir nehmen sie mit nach China und erklären dabei auch ein Stück der Geschichte dieses Landes. Der Gast muss dafür drei Stunden seines Lebens investieren, sie uns schenken. Deswegen geben wir dann in der Küche und im Service unser Bestes, damit sich das für ihn lohnt.

worlds of food: Sie haben gerade auch ein zweites Restaurant, das „Kym´s“, in London eröffnet. Wie ist das Konzept dort?

Andrew Wong: Auch dort berücksichtigen wir die verschiedenen gastronomischen Regionen Chinas, spielen aber eher mit nostalgischen Aromen, bieten also eine eher rustikaler anmutende Küche an.

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Andrew Wong (li.) am Pass

worlds of food: Wohin gehen Sie denn in London essen, wenn Sie dann doch mal frei haben?

Andrew Wong: Das ist ganz unterschiedlich, schließlich haben wir heutzutage das Glück, dass wir in London fast alle Küchen dieser Welt – und das sehr authentisch – ausprobieren können. Die Menschen hier kennen sich inzwischen gut mit Zutaten und der Küche generell aus, das fördert die Qualität. Natürlich versuche ich auch immer, tolle Kollegen wie Isaac Mchale oder Claire Smyth in ihren Restaurants zu besuchen.

worlds of food: Wie sieht es mit China Town in London?

Andrew Wong: Dadurch, dass die chinesische Community hier recht groß ist, gibt es tolle und vor allem authentische chinesische Restaurants und hervorragende Handwerker dort. Gerade die Bäcker- und Fleisch-Betriebe sind hoch spezialisiert. Ein Besuch lohnt sich.

worlds of food: Wie authentisch kann die chinesische Küche in Europa überhaupt sein?

Andrew Wong: Da gibt es sicher große Unterschiede. Früher mochte ich die europäische Version der chinesischen Küche nicht, bin zu Hause natürlich mit klassischen chinesischen Gerichten aufgewachsen. Inzwischen habe ich aber begriffen, dass das Essen und die einzelnen Gerichte sich aber auch entwickeln müssen, sich an neue Umgebungen und die Zutaten und Vorlieben dort anpassen müssen. Daran kann ich inzwischen nichts Verkehrtes mehr erkennen. Im Gegenteil, das ist doch interessant und bietet auch Chancen. So integrieren sich auch die Menschen Schritt für Schritt in anderen Regionen und das ist auch aus kultureller Sicht sehr interessant.

Derk Hoberg Andrew Wong
Zur Person: Andrew Wong

andrew wong restaurantAndrew Wong ist in London geboren und aufgewachsen. Obwohl er einen großen Teil seiner jüngeren Jahre im Restaurant seiner Eltern verbrachte, wo er sowohl in der Küche als auch im Service arbeitete, schlug Wong zunächst einen akademischen Weg ein. Er studierte Chemie an der Universität Oxford und dann Anthropologie an der Universität Oxford und an der London School of Economics. Im Alter von 22 Jahren entschied er sich dann doch für eine Karriere in der Gastronomie und schrieb sich an einer kulinarischen Schule in London ein, wo er sich auf französische Kochkunst spezialisierte. Technisch versiert, aber unzufrieden mit seinem Wissen über die wahre chinesische Küche, verließ er London im Jahr 2010 und machte sich auf eine Arbeitstour durch China, die ihn von Qingdao in der Provinz Shandong über Peking bis in die Küchen Hongkongs führte. Fasziniert von der interkulturellen Vielfalt der chinesischen Küche eröffnete Andrew 2012 mit seiner Frau Nathalie sein Londoner Restaurant „A. Wong“ mit einer Speisekarte, die alle Regionen Chinas beinhaltete. 2015 erschien sein Debütbuch, „A.Wong -Das Kochbuch“ und das Restaurant wurde 2017 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.

"Motivation ist besser als Druck in der Küche"

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Monica Galetti ist Spitzenköchin, Restaurant-Besitzerin in London, Buchautorin, Jurorin in der TV-Show „MasterChef“ und nicht zuletzt Mutter einer Tochter. Dass die gebürtige Samoanerin weiß was sie will, zeigen auch ihre Antworten in unserem Interview.

worlds of food: Monica, Sie sind seit geraumer Zeit Jurorin bei der britischen Ausgabe von „MasterChef“. In Deutschland ist das Format noch relativ frisch im TV, hat man Sie diesbezüglich mal um Rat gefragt?

Monica Galetti: Nein, da verfolgt aber auch jedes Format seine eigenen Ziele. Aber ich war in anderen Ländern bereits als Gastjurorin aktiv. Wir waren hier in England anfangs recht streng bei der Bewertung, inzwischen nicht mehr. Das ist gut so, diese Zeiten sind in der Gastronomie zum Glück vorbei und schließlich möchte ich meine eigenen Angestellten in meinem Restaurant ja auch nicht schlecht behandeln, im Gegenteil: Generell wollen wir Menschen glücklich machen mit unserer Arbeit, warum sollten wir anderen also Steine in den Weg legen. Und in der Show wollen wir junge Talente fördern. Das geht mit Motivation besser als mit Druck.

worlds of food: Sie sprechen Ihr Londoner Restaurant an, das „Mere“. Bleibt Ihnen neben dem TV-Job und dem Restaurant noch Zeit für anderes?

Monica Galetti: Ich habe das Restaurant 2017 mit meinem Mann eröffnet und es braucht noch viel Aufmerksamkeit. Dazu haben die Macher von MasterChef gerade drei weitere Produktionsjahre geplant, ich möchte wegen des Restaurants allerdings von Jahr zu Jahr schauen, ob ich weiterhin Teil der Sendung bleiben kann und möchte. Mere bedeutet auf Samoanisch wie im Französischen übrigens Mutter. Ich möchte mich damit für all ihre Unterstützung bedanken, die sie mir hat zukommen lassen. Sie hat immer an mich geglaubt.

restaurant mere monica galetti

worlds of food: Sie sind in Samoa aufgewachsen, haben später in Neuseeland gelebt. Was sind die größten Unterschiede zwischen der Küche dort und jener in Europa?

Monica Galetti: Die Produkte. Wir hatten quasi nur frische Produkte dort. Die Hühner sind einfach frei herumgelaufen, wurden bei Bedarf gefangen und geschlachtet. Die Früchte haben wir direkt und ganz reif vom Baum gepflückt. Schon nachdem wir nach Neuseeland gezogen waren, mussten wir all das plötzlich im Supermarkt kaufen. Meine Eltern haben dann aber bald begonnen, zumindest ihr Gemüse wieder selbst anzubauen.

worlds of food: Spiegeln sich Ihre samoanischen Wurzeln auch auf Ihrer Karte im Mere wider?

Monica Galetti: Ein wenig, ja. Ich habe ein Gericht auf der Karte, das eine Art pazifisches Ceviche ist. Und ich mag es nach wie vor, Gemüse in meinen Gerichten in den Mittelpunkt zu stellen, sie zum Star eines Gerichts zu machen.

Monica galetti gericht
Gemüse, hier Brokkoli, ist der Hauptdarsteller vieler von Monica Galettis Gerichte

worlds of food: Haben Sie heute noch Kontakt nach Samoa?

Monica Galetti: Ja, ein wenig. Aber die meisten meiner Verwandten leben tatsächlich in Neuseeland. Diesen Sommer habe ich es nach drei Jahren endlich mal wieder geschafft, sie zu besuchen. Das ist natürlich viel zu selten, ich hoffe aber, dass wir im kommenden Jahr Weihnachten wieder zusammen feiern können, zumal ich hier in England außer meinem Mann und meiner Tochter gar keine Familie habe.

monica galetti buchworlds of food: Worauf legen Sie in Ihrer Küche am meisten Wert?

Monica Galetti: Auf gute Zutaten, sie sind der Schlüssel. Man darf nicht an der Qualität sparen. Die Gäste merken das, wenn man anfängt zu schummeln. Und ich investiere viel Zeit in mein Team, arbeite gemeinsam mit ihm, unterrichte meine Mitarbeiter und versuche, sie immer besser zu machen. Mir ist es wichtig, dass sie Spaß bei der Arbeit haben, gerne ins Restaurant kommen. Sie sollen sich geschätzt fühlen. Ich glaube wie gesagt, dass das Team in einem solchen Umfeld seine beste Leistung abruft. Und natürlich versuche ich mehr darauf achten, keine Lebensmittel mehr zu verschwenden. Ich bitte Lieferanten zusätzlich, mir nichts in Plastik und noch nur in Mehrweg-Boxen zu liefern. Das sind Themen, die wir alle zukünftig mehr auf dem Schirm haben müssen.
"The Skills" heißt das aktuellste Buch von Monica Galetti

worlds of food: Was ist Ihrer Ansicht nach das größte Privileg ihrer Tätigkeit?

Monica Galetti: Ich finde es toll, dass ich in meinem Beruf das Wissen, die Produkte und die Werkzeuge dafür habe, kreativ zu sein. Gerade was die Produkte angeht, da werden wir Köche von den Produzenten heutzutage wirklich verwöhnt. Man muss dafür natürlich die richtigen Lieferanten haben.

worlds of food: Reisen Sie auch viel, um neue Produkte und Methoden kennenzulernen?

Monica Galetti LondonMonica Galetti: Ich liebe es, zu reisen und versuche, so oft es geht unterwegs zu sein und neues dazuzulernen. Gerade erst war ich in Marokko, habe jede Menge Gewürze mitgebracht. Davor war ich in Südamerika, habe die Vielfalt der Chilis dort kennengelernt und erfahren, wie man die „Leche de Tigre“ für ein gelungenes Ceviche herstellt. Im Oman habe ich eine spezielle Zubereitung für eine würzige Ziege, die dort in einem Erdloch gegart wird, gezeigt bekommen. Ich liebe es einfach, von fremden Kulturen zu lernen. Das sollten viel mehr Menschen machen, um Barrieren abzubauen. Dann würden Sie sich vor Wahlen vielleicht nicht so sehr von Populisten und ihren angstschürenden Sprüchen beeinflussen lassen und vielleicht etwas mehr Vernunft anstelle von künstlich erzeugten Emotionen in ihre Entscheidungen einfließen lassen. Vieles – nehmen wir nur den Brexit – scheint sich derzeit leider rückwärts zu entwickeln.

Weitere Informationen zu Monica Galetti finden sie hier: www.mere-restaurant.com

Köche à la Carte: Jörg Wissmann

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Köche à la Carte: Jörg Wissmann

Lernen Sie mit worlds of food die Spitzenköche besser kennen. Heute: Jörg Wissmann. Der Sternekoch aus dem „Agata´s“ im Living Hotel Düsseldorf spricht über kulinarische Vorlieben, die gute Mischung aus Regionalität und Internationalität und die unangenehmste Aufgabe seiner Lehrzeit.

1. Warum sind sie Koch geworden?

Jörg Wissmann: Zufall! Ich war noch nie der „ich lerne für die Schule Typ“. Ich wollte immer was Handwerkliches machen und habe verschiedene Praktika absolviert und landete irgendwann in der Küche vom Landhaus Eggert in Münster. Die Atmosphäre in der Küche gefiel mir auf Anhieb sehr. Die Postenaufteilung, die Teamarbeit, der raue Ton, die verschiedenen Nationalitäten und dabei etwas zu schaffen, das den Gast glücklich macht.

2. Die schlimmste Aufgabe in Ihrer Lehrzeit?

Nachmittagsdienst: Die Lüftungshaube reinigen!!! ;-)

3. Regionale oder Internationale Küche?

Das ist natürlich eine Frage wie man gerne kochen möchte. Das muss jeder für sich entscheiden worauf er sich beschränken möchte. Ich finde beides spannend. Für mich gilt sowohl als auch, eine Mischung aus Beiden. Ich bin schließlich Deutsch-Koreaner :-)

4. Welches war Ihr bisher ausgefallenstes Gericht?

Wir hatten mal ein Zwischengang mit Seeteufel-Leber. Da waren die Meinungen geteilt.

5. Haben sie kochende Vorbilder?

Vorbilder würde ich nicht sagen, aber die Geschichte von David Chang in den USA fasziniert mich. Wie er es von null auf 100 geschafft hat ist toll.

6. Welche Bedeutung messen Sie Sternen oder Hauben bei?

Der Michelin Stern ist eine schöne Bestätigung für das Team und natürlich auch für mich. Aber man muss auch schauen das man am Gast nicht vorbei kocht. Ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit habe mit so tollen Produkten zu kochen und unsere eigene Handschrift weiter zu entwickeln. Obendrein auch noch dafür ausgezeichnet zu werden…was will man mehr. Danke an mein Team!!

Joerg wissmann
Ein Gericht von Jörg Wissmann

7. Bleibt Ihnen Zeit für Hobbys?

Für Hobbys bleibt wenig Zeit, die Zeit nutze ich für meine Frau und unsere beiden Kinder.

8. Welches ist kulinarisch gesehen Ihr Lieblingsland?

Schwierig zu sagen, ich beschränke mich nicht allzu gerne auf eine Sache. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, esse ich sehr gerne Asiatisch. Also Korea, dicht gefolgt von Japan.

9. Was ist ihre größte Versuchung?

Momentan leider alles was süß ist, von Schokolade bis hin zum Kuchen.

10. Ihre bisher größte Kochkatastrophe?

Bei einer früheren Station, in einen sehr renommierten Haus, hatten wir Soufflé auf der Karte. Wir hatten uns zwei Rezepte notiert und eines davon funktionierte nicht so gut… Ich Depp habe die Rezepte vertauscht. Also, Soufflé im Ofen, nach 15 Minuten passiert nichts, bis ich dann gecheckt habe, dass ich das falsche Rezept benutzt habe. Das Dessert war schon abgerufen, den Rest kann man sich denken…

Weitere Infos zu Jörg Wissmann und dem Agata´s im Living Hotel Düsseldorf

Juan Amador: Wie neue Gerichte entstehen

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Juan Amador: Wie neue Gerichte entstehen

Im Zuge eines Restaurantbesuchs beginnt für viele von uns der Genuss bereits damit, die Speisekarte zu betrachten und sich die einzelnen Gerichte bildlich vorzustellen. Doch wie sieht eigentlich der Weg eines neuen Gerichts aus, bis es der Chef auf die Karte setzt und es in weiterer Folge auf den Teller kommt? Sternekoch Juan Amador gibt exklusive Einblicke in diese kreativen Abläufe.

Ein leichter Einstieg in das Menü, ein stimmiger Hauptgang, ein kreatives und gleichermaßen köstliches Dessert – sich in einem guten Restaurant von einem Spitzenkoch und seinem Team kulinarisch verwöhnen zu lassen, ist ein Erlebnis für alle Sinne. Während wir manche Gerichte als zeitlose Klassiker wie selbstverständlich auf der Karte erwarten, fragen wir uns bei anderen, wie der Chef des Hauses ausgerechnet auf diese ausgefallene Kreation kam. „Ein neues Gericht entsteht fast immer im Kopf. In meinem Falle sind oft plötzliche Ideen oder Inspirationen aus den Bereichen Natur, Architektur, Kunst oder Musik dafür verantwortlich“, erzählt Sternekoch Juan Amador, der auch regelmäßig bei TV-Formaten wie dem „Perfekten Profi-Dinner“ sein Können unter Beweis stellt. Wobei das Neue nicht immer revolutionär sein muss. „Mitunter werden Klassiker aus Deutschland oder Österreich, die Kindheitserinnerungen wecken, wie beispielsweise Tafelspitz, mit unerwarteten Elementen, etwa aus Asien, kombiniert und so neu interpretiert“, ergänzt Amador.

Der Koch, ein Hochleistungssportler

Wann der Sternekoch seine besten Ideen hat, kann er nicht pauschal beantworten. „Komischerweise denke ich ständig an Essen. Das ist ein permanenter Prozess. Kreative Ideen verschärfen sich zu Bildern und sobald ich ein klares Bild sehe, arbeite ich daran. Bis zur Verwirklichung kann es ein paar Stunden, aber auch ein paar Monate dauern“, berichtet Amador. Die Entstehung eines Gerichts habe zwar ein bisschen mit Kunst zu tun, der Sternekoch sieht sich aber eher als Hochleistungssportler denn als Künstler. „Letztlich wollen wir mit Gerichten nichts ausdrücken, sondern dafür sorgen, dass der Gast Spaß hat und Überraschungsmomente erlebt. Und natürlich soll es ihm schmecken“, bekräftigt Amador.

juan amador

Eigene Spuren hinterlassen

Im Gegensatz zur Kunst sind der Kreativität beim Kochen aus Amadors Sicht sehr wohl Grenzen gesetzt. Geschmack und Harmonie sind für ihn unabdingbar. Dies würdigte aktuell auch der neue Gault & Millau Österreich mit einem weiteren Punkt für Amador. Mit aktuell 18 Punkten, die von Gault & Millau für „höchste Kreativität und Qualität“ vergeben werden, hält der Profikoch weiterhin drei Hauben für sein Restaurant und ist somit nur mehr einen Punkt von der vierten Haube entfernt. „Man kann vieles miteinander verbinden, aber man muss immer einen Bogen spannen. Oft schafft man das mit einer Sauce“, sagt Amador. Besonders wichtig ist ihm, seiner Linie treu zu bleiben, also sein eigenes Profil laufend zu stärken und nicht Trends hinterherzulaufen. Die Philosophie des deutschen Sternekochs mit spanischen Wurzeln ist es, stets die besten Produkte der Welt auf den Teller zu bringen – und nicht auf Gedeih und Verderb regionale und saisonale Lebensmittel zu verarbeiten. „Natürlich serviert man im Dezember keinen Spargel. Aber es ist nicht unser Hauptansatzpunkt, die Saison zu verkochen“, stellt Amador klar.

Um Platz für neue Gerichte auf der Karte zu schaffen, müssen manchmal andere aus dem Repertoire weichen. Einen Fehler darf man dabei allerdings nie begehen, zeigt sich der Sternekoch überzeugt: „Die Signature Dishs, das ,Best of’, muss immer bestehen bleiben. Das ist wie bei einem Konzert der Band U2, da sind die Leute auch sauer, wenn bestimmte Lieder nicht gespielt werden.“ Bei Amador sind es zum Beispiel Klassiker wie „Geeiste Beurre Blanc“ oder „Laubfrosch“, die unverzichtbar sind.

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Juan Amadors „Geeiste Beurre Blanc“

Über das Restaurant Amador

Juan Amador blickt auf mehr als 20 Jahre internationale Kocherfahrung in den besten Küchen der Welt zurück. Seine kulinarischen Geschicke brachten ihm unter anderem drei Hauben und acht Jahre in Folge drei Michelin Sterne ein. Um seine Kochphilosophie verwirklichen zu können, ist Amador stets auf der Suche nach den besten Produkten, aus denen er kreative, authentische Gerichte auf höchstem Niveau auf die Teller zaubert. Seit 2016 ist er mit dem Restaurant Amador in Wien Döbling vertreten, für das ihm zwei Sterne verliehen wurden und das seit 2018 Mitglied der exklusiven Hotel- und Restaurantvereinigung Relais & Châteaux ist. Es handelt sich um ein Gemeinschaftswerk von Juan Amador, dem Tourismusprofi Gebhard Schachermayer, sowie dem bekannten Wiener Winzer Fritz Wieninger. Das umgebaute Kellergewölbe von Wieninger mit 45 Sitzplätzen und einem Weinkeller, in dem über 1.200 edle Tropfen aus der ganzen Welt lagern, vereint das Traditionelle mit einer eleganten Note. Diese spiegelt sich nicht zuletzt auch in den Gerichten von Amador wider.

Weitere Informationen finden Sie unter: restaurant-amador.com

Adresse: Amador Restaurant, Grinzingerstraße 86, 1190 Wien

Heinz Reitbauer: Die Vielfalt ist vom Radar verschwunden

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Heinz Reitbauer: Die Vielfalt ist vom Radar verschwunden

Heinz Reitbauer ist nicht nur der beste deutschsprachige Koch auf der Liste der World’s 50 Best Restaurants, sondern zelebriert die berühmte Wiener Küche in der österreichischen Hauptstadt auf allerhöchstem Niveau und möchte sie so in die Zukunft führen. Dabei blickt er stets über den Tellerrand hinaus und sieht sich als Spitzenkoch immer auch in der Verantwortung, sich für mehr Vielfalt und Nachhaltigkeit einzusetzen.

worlds of food: Herr Reitbauer, Tradition wird in der Wiener Küche groß geschrieben. Da scheint Ihr Familie keine Ausnahme zu machen…

Heinz Reitbauer: Das ist richtig, die Gastronomie hat in unserer Familie ihren festen Platz und dem Kochen galt, neben der Architektur, schon immer mein größtes Interesse. 1970 haben meine Eltern das Steirereck noch an einem anderen Standort eröffnet, 1996 kam das „Wirtshaus am Pogusch“ in der Steiermark hinzu. Dazu bewirtschaften wir auch einen Landwirtschaftsbetrieb, das heißt, der Hintergrund für gute und frische Produkte ist bei uns immer gegeben. Eine der Grundlagen für eine gute Küche – in Wien wie auch anderswo.

worlds of food: Ihre Interessen Architektur und Kochen scheinen Sie hier bestmöglich unter einen Hut gebracht zu haben, schließlich ist das Steirereck auch architektonisch sehr sehenswert. War das Ihre Idee?

Heinz Reitbauer: Eine besondere Architektur war uns wichtig ja. Auch innenarchitektonisch. Als wir unseren Umbau geplant haben, wurde ein kleiner Wettbewerb umgesetzt. Die Gewinner waren Architekten, die zuvor noch nie ein gastronomisches Projekt umgesetzt hatten und daher auch ganz unvoreingenommen an die Sache rangegangen sind. Es war eine sehr schöne und fruchtbare Zusammenarbeit.

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Das Steirereck im Wiener Stadtpark

worlds of food: Frische Ideen haben Sie zunächst als Küchenchef im angesprochenen „Wirtshaus am Pogusch“ in der Steiermark entwickelt, bevor Sie 2001 das Steirereck von Ihrem Vater übernommen haben. Schildern Sie uns doch kurz Ihren Werdegang, bevor Sie Ihr Wiener Restaurant zu einem der besten der Welt gemacht haben…

Heinz Reitbauer: Das Wirtshaus in der Steiermark haben wir innerhalb der Familie geplant und eigentlich war dort jemand anderes für die Küchenleitung vorgesehen, ist jedoch kurzfristig abgesprungen. Ich wollte das dann für ein Jahr übernehmen, nur so lange, bis wir jemand anderen gefunden hätten. Aus diesem einen Jahr sind viele mehr geworden. Da es aber immer ein Wunsch meiner Eltern war, in die schöne Natur der Steiermark zurückzukehren, haben wir schließlich familienintern die Rollen getauscht und ich bin zurück nach Wien gekommen. Nach dem Umzug des Steirerecks in den Stadtpark bin ich froh, dass ich auch hier wieder viel Natur um das Restaurant herum habe. Sie sehen ja, wir sind hier mitten im Leben, die Kinder spielen vor den Fenstern im Park, die Menschen spazieren vorbei, trinken einen Kaffee bei uns. Wir wollten immer mehr als ein Fine Dining-Restaurant sein, sehen uns selbst als eine Anlaufstelle im Park, mit zugehörigem Café und der Milchbar als Treffpunkt. Sogar das Gebäude hat in dieser Hinsicht auch eine gewisse Tradition, war es doch die erste Meierei der Gemeinde Wien, als es 1904 eröffnet wurde.

worlds of food: Ihr Konzept setzt neben der Natur auch stark auf Tradition, ohne sich dabei aber modernen Ideen zu verschließen. Könnte man Ihre Philosophie so umschreiben, dass Sie althergebrachte Traditionen wahren möchten, indem Sie sie neu interpretieren, sie dadurch zukunftsfähig machen?

Heinz Reitbauer: Ein Stück weit. Allerdings bauen wir überwiegend doch auf sehr traditionellen Werten und Kochtechniken auf, hegen und pflegen diese. Wir haben hier in Österreich ein tolles Fundament, leben in einem geschichtsträchtigen Land mit einer, seit über 200 Jahren international beeinflussten Küche, die zu Zeiten des Wiener Kongresses entstanden ist. Damals waren Abgesandte aus zahlreichen Ländern hier, brachten auch ihre kulinarischen Vorlieben und Kenntnisse mit, die hier verschmolzen sind. Es wäre in meinen Augen nicht klug, diese Traditionen und die guten Produkte, die unser klimatisch vielfältiges Land hervorbringt, nicht aufzugreifen. Gleichzeitig wollen wir – und da sind wir sehr stark zukunftsorientiert – zusammen mit guten Landwirten helfen, das Potential unseres Landes in Sachen Biodiversität weiter zu verbessern, damit wir uns auch auf lange Sicht mit unserer Küche nicht verstecken müssen. Überall geht die Artenvielfalt schließlich stark zurück, deshalb müssen wir das Bewusstsein für die Themen Umwelt- und Artenschutz unbedingt schärfen.

derk hoberg heinz reitbauer
Derk Hoberg (li.) traf Heinz Reitbauer in seinem Steirereck

worlds of food: Wie kann ein solches Engagement für mehr Vielfalt aussehen?

Heinz Reitbauer: Ich gebe Ihnen ein Beispiel das unseren Ansatz ganz gut beschreibt: In der Orangerie im Wiener Schloss Schönbrunn hat noch vor zehn Jahren kein Mensch die vielen verschiedenen Zitrusfrüchte, die dort reifen, nachgefragt. Ich habe damals damit begonnen, einige für unsere Küche zu kaufen, kam dadurch mit ganz neuen, faszinierenden Aromen in Kontakt. Heute beziehen wir fast 25 verschiedene Fruchtsorten von dort – und wir sprechen hier von mehreren hundert Kilo im Jahr. Alle biologisch angebaut und keine acht Kilometer von hier entfernt gewachsen. Ähnliche Beispiele könnte ich Ihnen jetzt auch zu heimischen Sorten, zum Thema Zwiebeln, Karotten oder Rüben oder zur Fischvielfalt in hiesigen Gewässern nennen, die wir fördern. Die Vielfalt ist irgendwann vom Radar verschwunden, das Wissen und auch die vielen verschiedenen Aromen leider teilweise schon verloren. Diesen Schatz möchten wir sehr gerne wieder heben. Unser Ziel muss sein, dass jeder wieder Zugang zu alten Sorten hat, nicht nur die Spitzengastronomie, die mit spezialisierten Landwirten zusammenarbeitet.

worlds of food: Besuchen Sie deshalb auch die meisten ihrer Lieferanten persönlich?

Heinz Reitbauer: Wir gewinnen durch solche Besuche vor allem Wissen über die einzelnen Produkte, über ihre Verarbeitung – das steht zunächst im Vordergrund. Aber es hat auch mit Respekt zu tun, denn ich kann meinen Mitarbeitern den wirklichen Wert eines Produktes ja nur erklären, wenn ich weiß, wer es produziert hat und wie viel Arbeit und Leidenschaft darin steckt. Für mich sind die Produzenten übrigens mindestens genauso wichtig wie diejenigen, die die Produkte dann zubereiten. Ein Land lebt nun einmal nicht von ein paar Spitzenköchen oder Sterne-Restaurants, sondern von seinen Produzenten und von einer breit gefächerten Kulinarik, die bereits zu Hause am heimischen Herd beginnt und dort sogar ihren Schwerpunkt hat.

menu steirereck
Beinfleisch mit Selleriekohl - ein Traditionsgericht aus der Wiener Rindfleischküche

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Kürbisgewächse mit Trauben - Produkte aus der Region

worlds of food: Ich schließe daraus, dass Sie sich selbst mehr als Handwerker denn als Künstler am Herd sehen…

Heinz Reitbauer: Das ist definitiv so, ja. Natürlich versuchen wir, unsere Gerichte möglichst ästhetisch anzurichten, als eigene Kunstform sehe ich das aber nicht. Vielmehr bin ich dagegen auf das Thema Gesundheit geschärft und wie wir uns mit welchen Produkten gesund ernähren können. Und ich bin eine Art Touristiker, indem ich schaue, was Österreich zu bieten hat, was unser Land ausmacht, und das dann in die Welt trage. Vielleicht schaffen wir es so ja auch im Steirereck, ein klein wenig dazu beizutragen und eine Küche mitzugestalten, von der spätere Generationen noch profitieren. Eine Küche, die für folgende Generationen die traditionelle Küche ist.

worlds of food: Sehr künstlerisch und überaus kreativ wirkt aber Ihre Zubereitung des Saiblings in heißem Bienenwachs. Der Gast kann am Tisch dabei zusehen, wie das flüssige Wachs abkühlt, wieder fest wird und dabei den Fisch gart. Was steckt dahinter?

Heinz Reitbauer: Im Grunde genommen die gleichen Umwelt-Aspekte wie bei allen anderen Themen, die uns bewegen. Seit einigen Jahren ist das Bienensterben nun schon bekannt und wir wollten damit schon 2011, als wir das Gericht entwickelten, die Aufmerksamkeit ein Stück weit auf dieses Problem lenken. Um einen Fisch so zu garen, benötigt man natürlich Wachs von Imkern, die biologisch zertifiziert sind. So denkt man doch automatisch darüber nach, warum es so wichtig ist, weniger Pestizide in der Landwirtschaft einzusetzen. Wenn Produzent und Konsument so hinter die Fassade blicken, ein Problem verstehen, dann ändert man auch eher das Handeln. Das könnte man auch als Grundidee unseres Tuns sehen: Wir versuchen die Zusammenhänge unserer Ernährung besser zu verstehen und zu vermitteln.

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Saibling in heißem Bienenwachs gegart

worlds of food: Nun sind Sie mit dem Steirereck seit Jahren unter den Top 20 der „World´s 50 Best Restaurants“ platziert, bestes Ergebnis war Platz neun im Jahr 2016. Was glauben Sie persönlich, ist der Grund für diese Beliebtheit?

Heinz Reitbauer: Ich glaube zunächst einmal, dass Restaurants in Ballungszentren auf dieser Rangliste bevorteilt sind. Zu uns nach Wien kommen viele Touristen, darunter auch zahlreiche Food-Experten – das hilft schon einmal. Ich glaube aber auch, dass man unsere Heimatverbundenheit honoriert und dass wir dabei auch neue Wege zu gehen versuchen. Möglicherweise sind viele auch ein wenig über diese Mischung aus Tradition und Moderne überrascht, die man so in Österreich vielleicht gar nicht erwartet. Am wichtigsten erscheint mir aber, dass die Qualität der Produkte unseres Landes immer mehr auch zum internationalen Maßstab wird. Das hat einerseits mit der eher klein strukturierten Landwirtschaft hier zu tun, andererseits aber mit der österreichischen Natur, in der man, plakativ gesagt, aus jedem Bach trinken und von jeder Wiese essen kann. Das sind Werte, die zukünftig sogar noch viel wichtiger werden, wenn wir uns der aktuellen Umweltprobleme erst vollumfänglich bewusst werden.

worlds of food: Wie muss man sich die Treffen mit einigen der weltweit besten Köche im Rahmen der World´s 50 Best Restaurants-Veranstaltungen dann vorstellen? Geht es da um bestimmte Produkte oder Kochtechniken?

Heinz Reitbauer: Auch das kommt zur Sprache, allerdings findet dort eher ein Austausch der einzelnen Philosophien und Ideen der Chefs statt. Wenn man zum Beispiel den New Yorker Spitzenkoch Dan Barber trifft, der sich auf seiner Farm ebenfalls enorm mit dem Erhalt von Saatgut und alten Sorten beschäftigt, dann merkt man schon, wie eng wir dort gedanklich miteinander verknüpft sind. Von solchen Gesprächen profitieren wir alle ungemein und die Kontakte, die sich dabei ergeben, bauen wir Schritt für Schritt zu einem Netzwerk aus, von dem immer mehr profitieren können.

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Heinz Reitbauer (li.) bei der World´s 50 Best Gala 2018 in Bilbao (mit Tim Raue, Marie Raue, seiner Gattin Birgit Reitbauer sowie dem Schweizer Spitzenkoch Andreas Caminada (v. Li. n. re. - ©world´s 50 Best Restaurants)

worlds of food: Erzählen Sie uns zum Abschluss doch noch, mit was Sie sich aktuell verstärkt auseinandersetzen. Gibt es derzeit einen bestimmten Schwerpunkt Ihres Interesses?

Heinz Reitbauer: Aktuell beschäftigen wir uns ausführlich mit Pilzen. Bei 60 Prozent Waldfläche in Österreich ist das gemeinsam mit dem Wildfleisch natürlich ein großes Thema. Da gibt es noch so vieles für uns zu entdecken, primär möchten wir uns aber den Großpilzarten widmen, von denen es alleine in unserer Region über 3.000 Arten gibt. Diese Vielfalt wollen wir zunächst aufzeigen und unserer Küche durch den Einsatz der Pilze auch ein neues, noch intensiveres Geschmacksbild geben. Der zweite Schritt wird dann sein, herauszufinden, wie wir die Pilze noch veredeln können, wie wir sie haltbar machen. Hier wird Fermentation eine wichtige Rolle spielen. Ein schönes Thema, weil man dabei auch viel im berühmten Wiener Wald unterwegs ist – ein guter Ausgleich für die Arbeit in der Küche.

Hier: Weitere Infos zu Heinz Reitbauer und seinem Restaurant Steirereck

Das Steirereck

Das Steirereck im Wiener Stadtpark hat sich unter Leitung von Chefkoch Heinz Reitbauer (1970 in Wien geboren) trotz seiner traditionellen Wurzeln zu einem Inbegriff für innovative Küche entwickelt. Der spektakuläre Glaswürfel im Wiener Stadtpark, der das Restaurant heute beheimatet, ist modern eingerichtet, lichtdurchflutet und die weiten Fenster laden ein, den Blick durch den Park im Herzen der Stadt schweifen zu lassen.

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Reitbauers Küche ist von präziser Technik geprägt und jeder Teller verdeutlicht, wie sehr der Spitzenkoch seine Produkte – überwiegend regionale Zutaten – verehrt. Sein Signature Dish ist der Saibling im Bienenwachs, der nicht nur innovativ mit heißem Wachs zubereitet wird sondern auch die Botschaft in sich trägt, mehr auf unsere Umwelt zu achten.

Ausgezeichnet ist das Steirereck mit zwei Michelin Sternen und 19/20 Punkten im Gault & Millau. Zudem erklärte der Gault & Millau Heinz Reitbauer 2016 zum "Koch des Jahrzehnts". 2014 erhielt er gemeinsam mit seinem Vater Heinz sen. den Eckart Witzigman Award verliehen.

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Seit 2009 unter den World´s 50 Best Restaurants vertreten: Das Steirereck in Wien

Nelson Müller kocht beim Ball des Sports 2019

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Nelson Müller kocht beim Ball des Sports 2019

Ball des Sports 2019: Sternekoch Nelson Müller im Interview: „Es ist mir eine Ehre, den Top-Athleten etwas zurückzugeben“.

Nelson Müller, beim Ball des Sports im Wiesbadener RheinMain CongressCenter kommen die Gäste in diesem Jahr erstmals in den Genuss eines Ihrer Menüs. Welche Verbindung haben Sie selbst zum Sport?

Nelson Müller: Sport hat in meiner Jugend eine ganz große Rolle gespielt. Ich habe aktiv Handball gespielt, bin fünfmal die Woche zum Training gegangen. Zudem war ich in der Württemberg-Auswahl sowie in der süddeutschen Auswahl und habe mich im Zuge dessen auch für die Junioren-Nationalmannschaft beworben, was allerdings leider nicht geklappt hat.

Es heißt, Sie hätten damals auch eine Profikarriere einschlagen können. Wieso haben Sie sich letztlich dagegen entschieden?

Nelson Müller: Ich hatte ein Angebot zur Zusammenarbeit mit dem TV Neuhausen, wo ich eine Ausbildung als Sportkaufmann und eine Profikarriere hätte kombinieren können. Letztendlich hatte ich damals allerdings wohl nicht das Selbstvertrauen, die Profikarriere einzuschlagen und habe mich somit für das Kochen entschieden.

Gibt es neben dem Handball noch andere Sportarten, die Sie besonders beeindrucken?

Nelson Müller: Ich war schon immer ein großer Fan von Sprint und Leichtathletik. Basketball finde ich faszinierend, Volleyball spiele ich selbst sehr gerne. Tennis schaue ich ebenfalls sehr gern und finde auch darüber hinaus viele weitere Sportarten spannend.

Für viele Athleten, gerade aus Sportarten, die weniger mediale Präsenz genießen, ist die Deutsche Sporthilfe ein wichtiger Partner. Wie nehmen Sie die Arbeit der Stiftung wahr?

Nelson Müller: Es ist manchmal schade, dass es so ein Ungleichgewicht in der Bezahlung der Athleten gibt. Das ist sehr traurig, vor allem, wenn man dann sieht, wie fleißig viele trainieren – auch in Randsportarten. Die Kanuten zum Beispiel, die tolle Leistungen bei Olympia einfahren, aber nicht von ihrer Sportart leben können oder ihren Sport selbst finanzieren müssen. Vor diesem Hintergrund ist es ganz wichtig und toll, dass es die Deutsche Sporthilfe gibt, die dann einspringt, fördert und finanziert.

Der Ball des Sports ist Europas erfolgreichste Benefiz-Veranstaltung im Sport. Was bedeutet es Ihnen, für so viele deutsche Top-Athleten zu kochen?

Nelson Müller: Es ist für mich eine ganz große Ehre, denn Sport ist etwas so Wichtiges, Grundsätzliches für Menschen. In der Athletik ist es ja ähnlich wie beim Kochen: Handwerk ist das Eine und Kunsthandwerk ist dann die Kür. Das ist atemberaubend, das ist spannend, da wachsen Menschen über sich hinaus und bieten Leistungen, die spektakulär und faszinierend sind. Sport ist eine tolle Bereicherung für uns als Gesellschaft und kreiert darüber hinaus ein Band, das Grenzen überspannt. Den Top-Athleten heute Abend dafür etwas zurückgeben zu können, das ehrt mich sehr!

Worauf dürfen sich die Gäste freuen – kulinarisch gesehen?

Nelson Müller: Auf eine klassische Küche, bei der der Geschmack im Vordergrund steht, aber auch Handwerk zu erleben ist.

Jan delay nelson mueller
Jan Delay (©gettyimages)


Sie gelten als Hip-Hop-Fan, singen selbst in einer Soul- und Funk-Band. Können wir uns vielleicht auf ein Duett mit Jan Delay, dem diesjährigen musikalischen Top-Act, freuen?

Nelson Müller: Klar, ich bin am Start, wir machen das klar!

Groß geworden sind Sie in Süddeutschland, leben heute in Essen. Welche Verbindung haben Sie zu Wiesbaden, der Stadt, in der der Ball des Sports schon zum 24. Mal stattfindet?

Nelson Müller: Wiesbaden hat mich immer sehr beeindruckt. Ich war schon oft in Wiesbaden. Zum Beispiel war ich früher öfter im Park Café, wo sonntags tolle Livebands gespielt haben und gute Soul- und R&B-Partys stattfanden. Ich fand und finde den Kurpark, Schloss Biebrich und die Prachtbauten immer wieder beeindruckend. Wiesbaden präsentiert sich einfach als eine wunderschöne Stadt mit toller Architektur und wunderschönen alten Bauten. Toll finde ich auch das Opelbad mit seiner Gastronomie, wo man einen wunderbaren Blick auf Wiesbaden hat. Die ganze Gegend ist einfach sehr spannend. Ähnlich wie im Ruhrgebiet hat man auch in Wiesbaden ein Ballungszentrum, das Platz für urbane Kultur bietet, die jedoch in wunderbarem Kontrast zu den nahegelegenen Weinbergen steht – einfach eine sehr schöne Gegend zum Leben!

Hintergrund:

Neuer Glanz in der Küche: Beim 49. Ball des Sports der Deutschen Sporthilfe am 2. Februar 2019 im Wiesbadener RheinMain CongressCenter (RMCC) erwartet die rund 2000 Gäste ein 3-Gänge-Menü der Spitzenklasse – kreiert von Sternekoch Nelson Müller und umgesetzt von Kuffler Congress Catering (KCC), dem Gastronomie-Partner im RMCC. Im Interview spricht der Koch seine sportlichen Talente.
Geschäftsführer Sebastian Kuffler: „Nelson Müller hat das Menü kreiert und adelt den Abend auf diese Weise. Wir haben ihn im Vorfeld in seinem Restaurant besucht und wussten, dass sein Stil und die Art, wie wir kochen, perfekt harmonieren.“ Auf den Tisch kommen vegane und klassische Speisen im Zusammenspiel.

Das 3-Gänge-Menü von Nelson Müller:

Vegane Vorspeise
Rote-Bete-Tatar auf Salz gegart mit Meerretticheis, begleitet von Schnittlauchgelee, Shii Mai Pilzen, Kartoffel-Steinpilz-Bällchen, Perlzwiebel und Rote-Bete-Sojacrème

Klassischer Hauptgang
Angus-Filet und geschmortes Bäckchen vom irischen Rind auf Rotweinsauce, gereicht mit Selleriepüree, Urmöhren und Pommes dauphine

Klassisch-Veganes Dessert
Klassische Nougatmousse und vegane Pina-Colada-Crème mit Portwein-Buttereis und Brombeer-Baiser, auf karamellisierter Schokolade und gerösteten Maronen

Quelle: Deutsche Sporthilfe

22. Sterne-Cup der Köche in Ischgl

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22. Sterne-Cup der Köche in Ischgl
Das sportlich-kulinarische Wochenende rund um den Sterne Cup der Köche in Ischgl wartet 2019 neben dem traditionellen Riesenslalom und dem Duell beim Live-Cooking mit etlichen Highlights und einigen Neuerungen auf: Dazu zählen die Johann Lafer Küchenparty und die Präsentation des renommierten Hornstein-Rankings auf 2.200m Höhe sowie das 1. Ischgler-Haubenfestival.
Wenn Champagne Laurent-Perrier und Ischgl am 7. und 8. April 2019 zum Sterne-Cup der Köche einladen, heißt es für mehr als 50 hochdekorierte Küchenchefs aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Südtirol sowie aus dem benachbarten Elsass raus aus der Küche und rauf auf den Ski.

Profitipps, Hundertstel und Teamwork entscheiden über den Tagessieg. Damit die Star-Köche auch auf der Piste Starqualitäten zeigen können, trainieren Ex-Skiweltmeister wie Marc Girardelli oder Frank Wörndl am Vortag des Rennens die Küchenchefs. Ein gutes Rennen alleine reicht aber nicht zum Sieg. Wer am Ende des Tages ganz oben auf dem Treppchen stehen will, muss sich auch am Herd beweisen. Im Team. Beim Kochwettstreit. In der Palux-Show-Küche.

sterne cup 2019 hornstein ranking

Im Rahmen einer kulinarischen Prüfung werden sechs Köche-Teams ausgelost und bekommen je einen Zutatenkorb und 15 Minuten Zeit, um mit einem vorgegebenen Gericht, das die sechs Ischgler Haubenköche kreieren, die Promi-Jury rund um Marcel Reif zu überzeugen. Natürlich passend zu Grand Siècle, der Prestige-Cuvée aus dem Hause Champagne Laurent-Perrier.

1. Ischgler-Haubenfestival

Ischgl-Gäste und Kulinarik-Fans, die den Spirit dieses exklusiven Gourmet-Gipfels erleben möchten, bieten die Ischgler Haubenköche im Rahmen und zu Ehren des Sternes-Cups vom 6. bis zum 14. April 2019 ein besonderes kulinarisches Programm an. Die Dichte der Ischgler Spitzengastronomie ist mit acht Haubenlokalen beeindruckend und auch der österreichische „Koch des Jahres 2019“, Benjamin Parth, kommt aus Ischgl. Da liegt es nahe, den Erfolg der heimischen Gourmetszene mit einem eigenen jährlichen Haubenfestival zu krönen.

Verleihung des 38. Hornstein-Rankings

Als weiteres Highlight des Wochenendes gilt die erstmalige Verleihung des international bekannten Hornstein-Rankings in Ischgl. Der Sterne-Cup bildet einen wunderbaren Rahmen hierzu, da etliche der Erstplatzierten und wichtigsten Preisträger in diesem Jahr vor Ort beim Sterne-Cup sein werden. Im Rahmen der Verleihung des Hornstein Rankings, dem wohl renommiertesten Restaurant-Ranking, werden die besten Restaurants in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol sowie eine Auswahl der besten deutschen Hotels und der führenden Wellnesshotels im deutschsprachigen Raum geehrt. Die Basis der Bewertungen bilden die wichtigsten Gourmet-Führer: Michelin, Der Feinschmecker, Gault&Millau, Varta, Schlemmer Atlas, der Große Restaurant- und Hotel-Guide, Gusto sowie À la Carte Österreich.

johann lafer ischglKüchenparty mit Johann Lafer, Hüttengaudi und Nacht der Köche

Den Auftakt bildet am Sonntagnachmittag die Küchenparty mit Kochlegende Johann Lafer, der mit prominenten Freunden und Kollegen zum Schlemmen auf die Idalp einlädt. Gefolgt vom gemütlichen Hüttenabend auf der Idalp mit alpinem Buffet ist das Galadinner in den Ischgler Haubenlokalen am Montag mit anschließender Siegerehrung und Party, bei der natürlich mit Champagner auf die Gewinner des Tages angestoßen wird, der krönende Abschluss der Veranstaltung.

Meine Wurzeln - Spitzenkoch Mauro Colagreco im Interview

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Meine Wurzeln - Spitzenkoch Mauro Colagreco im Interview

Der argentinische Spitzenkoch Mauro Colagreco beweist nicht nur in seinem Restaurant „Mirazur“ an der Côte d´Azur seine Kreativität stetig aufs Neue, sondern inzwischen auch immer öfter bei internationalen Gastspielen. Im Rahmen der Fine Dining-Reihe #InResidence präsentierte er im NH Collection Madrid Eurobuilding ein herausragendes Menü mit dem Titel „Raises“ und sprach mit uns über und seine Küche und die Zukunftspläne für sein Restaurant.

worlds of food: Mauro, als Spitzenkoch sind Sie inzwischen viel unterwegs, so wie in Madrid mit Ihrem Pop up-Restaurant im NH Collection Madrid Eurobuilding. Welche Eindrücke nehmen Sie von diesen Reisen mit?

Mauro Colagreco: Nur die besten, auch von hier aus Madrid. Vor allem, weil ich selbst gar nicht richtig fassen kann, in welcher Zeit wir das Pop Up und das zugehörige Menü hier entwickelt haben. Als ich den fertig dekorierten Gastraum im NH Eurobuilding zum ersten Mal gesehen habe, konnte ich meinen Augen kaum glauben – es ist sehr gelungen und das Projekt ein voller Erfolg.

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Das Mirazur #InResidence im NH Collection Madrid Eurobuilding

worlds of food: Das Motto Ihres Menüs war ja nicht nur der Jahreszeit wegen herbstlich, sondern zusätzlich mit „Raises“, zu Deutsch „Wurzeln“, betitelt. Was steckt dahinter?

Mauro Colagreco: Als wir im März mit der Planung für In Residence anfingen, wollte ich natürlich erst einmal die Räumlichkeiten sehen, die sich im Untergeschoss des Hotels befinden. Ich stimmte mich vor Ort mit der Designerin ab und wir nahmen diese Lage unter der Erde als Motiv auf, planten gemeinsam, einen schönen Ort unter der Erde zu schaffen. Dieses Konzept wollte ich auch im Menü beibehalten und die Gerichte aus Zutaten kochen, die wie Wurzeln unter der Erde wachsen oder wie der Hase unter der Erde leben.

worlds of food: Die Geschwindigkeit, in der Sie das Projekt hier im Hotel umgesetzt haben, könnte man auch mit dem Tempo vergleichen, mit dem Sie Küchenkarriere gemacht haben. Die Erfolge und Auszeichnungen für das Mirazur und Ihre Küche kamen schließlich früh und in sehr rascher Folge. Inzwischen halten Sie bereits zwei Michelin Sterne und belegen Platz drei unter den „World´s 50 Best Restaurants“…

Mauro Colagreco: Ja, das stimmt. Wir haben im April 2006 eröffnet, im Oktober wurden wir schon zum „Aufsteiger des Jahres“ in Frankreich gekürt und im Februar 2007 zeichnete uns der Guide Michelin mit einem Stern aus. Damit hatte auch ich nicht gerechnet, das war wirklich phänomenal. Aber der Start dort an der Côte d´Azur war auch nicht einfach, schließlich ist es schwer, sich dort über Wasser zu halten, wenn die vielen Touristen nach dem Sommer auf einmal nicht mehr da sind. Deshalb mussten wir umso härter arbeiten und das war schließlich der Schlüssel zu all diesen Erfolgen.

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Auszüge aus Colagrecos Raises-Menü in Madrid

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Wildschwein-Dumpling

worlds of food: Ihre Küche steht gewissermaßen ständig unter Beobachtung, Sie dürfen sich eigentlich keine Fehler erlauben? Wie schafft man es, die Motivation für solche Spitzenleistungen über einen so langen Zeitraum aufrecht zu erhalten und selbst hungrig zu bleiben?

Mauro Colagreco: Es sind sicher nicht nur die Auszeichnungen, die einen antreiben. All das liest sich natürlich toll und ist enorm wichtig für den Umsatz und auch für das Team, schließlich gelten die Auszeichnungen dem gesamten Restaurant inklusive aller Mitarbeiter. Was mich aber viel mehr motiviert ist, mit dem Mirazur, dem Restaurant und unserer zugehörigen Landwirtschaft, etwas Nachhaltiges aufzubauen. Wir haben im Mirazur sprichwörtlich bei null angefangen und ernten jetzt, 13 Jahre später, wunderbare Früchte dieser Arbeit – auf dem Feld sowie symbolisch. Dabei entdecken wir jeden Tag etwas Neues und lernen immer weiter dazu. Das ist ein ganz faszinierender Prozess, der noch lange nicht am Ende ist und der mich vorwärts treibt.

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Dinner with a view: Die Aussicht im Mirazur (©Anthony Lanneretonne)

worlds of food: Was sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Aspekte in einem Fine Dining Restaurant, worauf legen Sie am meisten Wert im Mirazur?

Mauro Colagreco: In meinen Augen dürfen wir den Gast in der gehobenen Küche trotz all unserer Ambitionen, immer neue Gerichte und Ideen zu entwickeln, nicht vergessen. Letztlich arbeiten wir nur für den Gast, er soll den Aufenthalt in unserem Restaurant genießen. Tut er das nicht, kommt irgendwann kein Gast mehr. Dazu bedarf es viel Erfahrung, die man sich mit der Zeit erarbeitet. Zu viel Routine wäre andererseits aber auch schädlich. Man muss also immer wach bleiben, ein Auge für den Gast und seine Interessen haben, die sich wandeln. Generell hat sich Gastronomie in den vergangenen 20 Jahren enorm verändert, weil sich auch die Gesellschaft so sehr verändert hat. Nehmen wir als Beispiel meine Großeltern. Wie oft waren sie in ihrem Leben in einem Restaurant? Das ist sehr überschaubar, auf jeden Fall lange nicht so häufig, wie heute ausgegangen wird. Deswegen sind die Menschen heute auch nicht mehr nur auf der Suche nach einem guten Essen. Sie reisen, kennen mehr von der Welt und haben Wissen über gute Produkte. Sie wollen vielmehr ein Gesamterlebnis in einem Restaurant erfahren, eine Geschichte dahinter entdecken und echte Emotionen spüren.

mauro colagreco derk hobergworlds of food: Inzwischen führen Sie gleich mehrere Restaurants – mehrere in China und Frankreich und eines auch in Ihrer Heimat Argentinien. Fühlen Sie sich manchmal schon mehr als Unternehmer, denn als Koch?

Mauro Colagreco: Nein, ich bin und bleibe Koch. Kochen und viel Zeit in der Küche zu verbringen ist das, was mir am meisten Freude bereitet, das sind meine Wurzeln. Natürlich habe ich nun sogar noch mehr zu tun als früher und bin deshalb etwas weniger in der Küche als vor einigen Jahren. Aber das, was mich antreibt, ist nach wie vor das Kochen.

Derk Hoberg (re.) traf Mauro Colagreco in Madrid zum Gespräch

worlds of food: Sie und viele weitere Köche Ihres Niveaus engagieren sich häufig auch sozial oder in Sachen Nachhaltigkeit. Warum ist das so wichtig in Ihren Augen?

Mauro Colagreco: Weil wir als professionelle Gastronomie-Betriebe einfach Vorreiter sein müssen heutzutage. Wir versuchen derzeit zum Beispiel, Plastik komplett aus unserer Küche und dem Restaurant zu verbannen. Sie kennen das Problem selbst aus dem Supermarkt. Es ist ja verrückt, was heue alles in Plastik verpackt wird. Nehmen wir nur die Kräuter, die wir verwenden. Wir hatten lange solche, die in Plastik portioniert werden und es hat ein Jahr gedauert, bis wir eine Firma gefunden haben, die dabei ohne Plastik auskommt. Ein Jahr. Im Moment suchen wir kompostierbare Handschuhe für die Küche und haben unsere Lieferanten längst gebeten, uns ihr Gemüse und andere Produkte in wiederverwendbaren Boxen aus Holz zu liefern. Wir hinterfragen alles in dieser Hinsicht und müssen positiv denken und hoffen, dass bald noch mehr Produzenten und auch die großen Firmen umdenken. Aber wie gesagt, auch wir im Mirazur haben da noch einen langen Weg vor uns, bis wir da sind, wo wir hinwollen.

worlds of food: Inwieweit hängen damit auch Ihre aktuellen Umbaupläne des Mirazurs zusammen? Erzählen Sie uns doch kurz noch, was Sie dort vorhaben.

Mauro Colagreco: Wie gesagt, im punkto Nachhaltigkeit drehen wir jeden Stein um, wollen zum Beispiel komplett auf Solarenergie umsteigen, da wir in einer von der Sonne verwöhnten Region beheimatet sind. Ein weiterer Hintergedanke ist aber auch, unser Team durch den Umbau und ein neues Konzept zu entlasten. Die Arbeit in der Küche ist ohne Frage sehr anstrengend, das wollen wir dadurch etwas lockern. Im neuen Konzept ist daher nur noch ein Menü vorgesehen und zusätzlich sollen viele Arbeitsschritte reduziert und erleichtert werden, um das Arbeiten für meine Kollegen angenehmer zu gestalten. Außerdem – und auch das gehört zu unserem nachhaltigen Ansatz – haben wir weiteres Land von der Gemeinde Menton gepachtet, um noch mehr Gemüse und Früchte selbst produzieren zu können und so die Wege der verwendeten Produkte kurz zu halten. Man könnte ohnehin sagen, die Landwirtschaft ist meine zweite Passion inzwischen – gute Produkte sind schließlich die Basis für unsere Küche.

worlds of food: Vielen Dank, Mauro, dafür wünschen wir Ihnen viel Erfolg!

Weitere Informationen: www.mirazur.fr und NH Collection Madrid Eurobuilding

Zur Person: Mauro Colagreco

mauro colagreco mirazurNach seiner Ausbildung an der Gato Dumas Schule in Buenos Aires und Stationen in renommierten Restaurants der Stadt, zog Mauro Colagreco 2001 nach Frankreich, wo er bis 2005 bei so angesehenen französischen Köchen wie Bernard Loiseau, Alain Passard, Alain Ducasse und Guy Martin arbeitete. Im Jahr 2006 eröffnete er schließlich sein eigenes Restaurant, das „Mirazur“ in Menton. Dem Namen entsprechend, bietet sein Restaurant Mirazur (frei übersetzt „Blick ins Blaue“) wegen seiner einzigartigen Lage zwischen Meer und Bergen einen atemberaubenden Ausblick auf das Mittelmeer. Nur wenige Meter von der italienischen Grenze entfernt, bietet Colagrecos Küche dabei eine perfekte Mischung aus den Produkten aus dem eigenen Garten sowie den nahegelegenen Märkten der ligurischen Küste Italiens und der französischen Côte d'Azur. Bereits ein halbes Jahr nach der Eröffnung wurde Mauro Colagreco vom Gault & Millau zur "Entdeckung des Jahres" gekürt, und in weniger als einem Jahr erhielt das Mirazur seinen ersten Stern im Guide Michelin.

2009 wurde der Argentinier vom Gault & Millau schließlich zum "Koch des Jahres" in Frankreich gekürt und damit zum ersten nicht-französischen Koch, der diesen Titel erhielt. Zudem konnte sich das Mirazur erstmals für die Liste der 50 besten Restaurants der Welt qualifizieren. Ein Jahr später erhielt das Mirazur vier Hauben im Gault & Millau und 2011 nannte die New York Times das Mirazur „eines der 10 weltweit angesehensten Restaurants“. Im Folgejahr wurde das Mirazur mit 2 Sternen im Guide Michelin ausgezeichnet. Im Jahr 2017 wurde Mirazur ein Mitglied der Les Grandes Tables du Monde und landete bei den „World´s 50 Best Restaurants 2018“ in Bilbao auf Rang drei – damit führt der Argentinier nun bereits im fünften Jahr in Folge das beste französische Restaurant auf der renommierten Liste.

Der Herd ist euer Instrument - Harald Wohlfahrt im Interview

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Der Herd ist euer Instrument - Harald Wohlfahrt im Interview

Harald Wohlfarth im Interview über Erfolge, neue Aufgaben und darüber, was er sich für die Zukunft vorgenommen hat. Derk Hoberg traf Deutschlands erfolgreichsten Koch bei der Eröffnung des Kulinarischen Jakobswegs 2018 in Ischgl (Paznaun).

Harald Wohlfahrt ist der deutsche Koch, der am längsten Drei Michelin-Sterne hielt. Ganze 25 Jahre, von 1992-2017. Im vergangenen Jahr war es zum Bruch mit dem Betreiber des Hotels Traube Tonbach gekommen und Wohlfahrt verließ das dort beheimatete und durch ihn bekannt gewordene Restaurant „Schwarzwaldstube“, das von 1980 an seine kulinarische Heimat gewesen war. Im Rahmen des Kulinarischen Jakobswegs in Ischgl, bei dem Spitzenköche je ein Gericht für jeweils eine Wander-Hütte in der Region kreieren, trafen wir nun einen entspannten Harald Wohlfahrt, der sich auf die anstehenden Aufgaben freut. Das ausführliche Interview:

worlds of food: Herr Wohlfahrt, der Kulinarische Jakobsweg in Ischgl feiert sein 10-jähriges Jubiläum. Haben Sie sich Ihr Mitwirken bis zu diesem besonderen Anlass aufgehoben?

Harald Wohlfahrt: Schauen Sie, ich habe jetzt ja einfach mehr Zeit als früher, daher kann ich nun an solch´ schönen Veranstaltungen teilnehmen.

worlds of food: Genießen Sie diese neu gewonnene Zeit?

Harald Wohlfahrt: Man muss ja immer nach vorne schauen und ich sehe das in der Tat sehr positiv. Klar, es hat sich einiges geändert und es ist ehrlich gesagt auch eine kleine Herausforderung für mich, zu lernen, dass das Leben auch noch etwas anderes bietet, als nur von früh bis spät in der Küche zu stehen. Ich kann mir nun aber die Themen und Veranstaltungen aussuchen, von denen ich mich angesprochen fühle und an denen ich teilnehmen möchte. Das ist eine angenehme Situation.

worlds of food: Wie ist es für Sie, hier wieder mit Ihrem ehemaligen Chef Eckart Witzigmann, der der Schirmherr des Kulinarischen Jakobswegs ist, zusammenzutreffen?

Harald Wohlfahrt: Wir haben uns ja nie aus den Augen verloren, uns in all den Jahren immer wieder hier und da getroffen. Er hat auch oft bei mir im Restaurant als Gast vorbeigeschaut und wir pflegen ohnehin ein sehr freundschaftliches Verhältnis.

witzigmann wohlfahrt
Früher Chef und Schüler, heute Freunde: Eckart Witzigmann (li.) und Harald Wohlfahrt

worlds of food: Sie beide und Ihr Küchenstil waren und sind doch eher klassisch und von der Nouvelle Cuisine geprägt. Dabei geht vorrangig um gutes Handwerk und die beste Qualität der verwendeten Produkte. Wie stehen Sie neuen Trends gegenüber, wenn Regionalität beispielsweise zum Schlagwort der Vermarktung wird?

Harald Wohlfahrt: Wie heißt es so schön: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Deshalb sind wir auch bei uns im Restaurant immer am Puls der Zeit geblieben. Wir haben unsere Küche sicherlich nicht so revolutioniert, dass wir unsere Gäste befremdet hätten, oder dass sie gesagt hätten: Was für einen Weg geht der Mann in der Küche jetzt? Wir haben aber über all die Jahre eine leichte und zeitgemäße Küche angeboten und sind damit auch gut gefahren.

worlds of food: Und in Hinsicht auf die heute viel zitierte Regionalität?

Harald Wohlfahrt: Ich finde, die meisten eingekauften Produkte sollten selbstverständlich aus einem möglichst engen Radius um die eigene Haustür kommen. Dort können Obst und Gemüse auch am längsten reifen, sich so entwickeln, wie man sie haben möchte und man bekommt die beste Qualität. Es ist auch klar, dass ein Produkt mehr Schaden nimmt, je länger es transportiert wird. Je größer der Einkaufsradius wird, umso weniger sollten die Produkte also in der eigenen Region eine Rolle spielen. Aber ehrlicherweise muss man auch sagen, dass die Welt sehr klein geworden ist heutzutage. Wenn ein Flieger heute in Paris startet, landet er 12 Stunden später in Tokio. Wenn ein LKW vom Schwarzwald nach Paris und zurück fährt, war er genauso lange unterwegs… Die Ware geht heute nun einmal dahin, wo sie gefragt ist und wo am meisten dafür gezahlt wird.

worlds of food: Auf Ihrem Weg haben Sie ähnlich viele namhafte Schüler wie Eckart Witzigmann hervorgebracht – heutige Spitzenköche, die jede Menge Auszeichnungen sammeln und selbst wieder einen neue Generation an Sterneköchen ausbilden. Was bedeutet Ihnen das?

Harald Wohlfahrt: So gesehen ist das eine große Bestätigung für mich, dass ich meist auf die richtigen gesetzt habe und diesen jungen Köchen auch etwas mit auf den Weg geben konnte. Auf diesem Niveau zu kochen ist eine riesige Herausforderung und da ist man auch komplett von seinem Team abhängig. Wir sind alle Menschen, die mal einen schlechten Tag haben können – in einem vielköpfigen Team passiert das einfach. Das muss man alles im Blick haben und darauf reagieren können. Solche kleinen Schwächephasen einzelner aufzufangen, zu kompensieren und das Team sicher zum Ziel zu führen, das war meine eigentliche Aufgabe als Chef.

Derk Hoberg Harald Wohlfahrt
Derk Hoberg (li.) traf Harald Wohlfahrt im Tiroler Paznaun zum Gespräch

worlds of food: Gibt es so etwas wie eine Quintessenz, was Sie Ihren Schülern mit auf den Weg gaben, ein oder zwei Sätze, auf die man das herunterbrechen könnte?

Harald Wohlfahrt: Mir ging es immer um Disziplin. Ich habe ihnen gesagt, dass nicht in der Zeitung oder im Fernsehen gekocht wird, sondern in der Küche. Der Herd ist euer Instrument, da müsst ihr drauf spielen und eure beste Leistung abrufen. Wenn es da gut läuft, dann kann es auch eine Außenwirkung haben, dann kommt man auch in die Presse. Letzten Endes macht die Kombination aus Talent, Ehrgeiz und Fleiß den Erfolg aus.

worlds of food: Sie stehen nicht mehr in der Traube Tonbach am Herd. Was würden Sie sich nun gerne selbst mit auf den Weg geben?

Harald Wohlfahrt: Ich möchte mir selbst treu bleiben, meinem eigenen Weg folgen, zu meinen Idealen stehen. Das ist mir wichtig.

harald wohlfahrt interviewworlds of food: Wie sieht die Zukunft von Harald Wohlfahrt denn konkret aus?

Harald Wohlfahrt: In den vergangenen Monaten hatte ich unheimlich viele Anfragen und sehr viele Dinge einzuordnen. Jetzt, etwa ein Jahr danach sozusagen, kristallisiert sich so langsam heraus, auf was ich mich zukünftig konzentrieren möchte. Wir werden unter anderem eine Eigenmarke mit meinem Namen aufbauen. Dafür wird eine Produktionsstätte geschaffen werden, an der ich mich an die Entwicklungsarbeit für die Produkte machen kann. Auf diese Aufgabe freue ich mich ganz besonders, das wird sehr vielfältig werden. Das kann von tollen Salatsaucen bis hin zu speziellen Gerichten wie Linsen-Curry oder Barbecue-Lachs gehen, die in den Einzelhandel kommen werden. Dazu koche ich einmal im Monat für die Belegschaft des Fischer-Dübel Werkes in Tumlingen ein Gourmet-Gericht und berate die dortige Betriebskantine regelmäßig und ich bin als kulinarischer Berater auch für das Festspielhaus in Baden Baden tätig. Von der Akustik her eines der besten Festspielhäuser Europas und dort erlebe ich heute tolle Konzerte und Veranstaltungen, für die ich bisher einfach keine Zeit hatte.

worlds of food: Jedem Anfang wohnt also tatsächlich auch ein Zauber inne…

Harald Wohlfahrt: Ich habe mich ja als Mensch nicht verändert, mein Weg hat sich geändert. Wenn ich nun doch einmal zurückblicke, dann bin ich sehr dankbar, dass ich genau an der Stelle einen Schnitt machen konnte. Ich durfte dieses Restaurant auf seinem Höhepunkt an die nächste Generation geben und hätte wohl in dieser Geschichte – nach allem was ich weiß – nicht viel mehr zu erwarten gehabt. Insofern akzeptiere ich das und gräme mich nicht. Das lohnt sich nicht im Ansatz.

Alle weiteren Infos zu Harald Wohlfahrt finden sie auf der Homepage des Spitzenkochs

Nicht von der Stange - Ana Roš im Interview

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Nicht von der Stange - Ana Roš im Interview

Ana Roš ist eine der besten und bekanntesten Köchinnen der Welt. Als Quereinsteigerin investierte die Slowenin viel Leidenschaft, um es an die Spitze der weltweiten Küchenelite zu schaffen. Bei ihrem ersten Auftritt beim renommierten Rheingau Gourmet & Weinfestival 2019 haben wir mit der Frau gesprochen, die inzwischen eine eigene "Chef´s Table"-Folge auf Netflix hat und die im Rahmen der „World´s 50 Best Restaurants“ zur Weltköchin 2017 gekürt wurde.

worlds of food: Ana, es ist Ihr erster Auftritt beim Rheingau Gourmet und Weinfestival. Wie haben Sie sich auf das Gastspiel hier vorbereitet?

Ana Roš: Nun, wir haben uns natürlich zunächst ein Menü überlegt, das gut zu den hervorragenden Weinen hier passt. Einige Dinge konnten wir in Slowenien in meinem Restaurant Hiša Franco vorbereiten und mit hierher bringen. Alles andere haben wir dann hier mit dem hervorragenden Team vom Kronenschlösschen zubereitet. Den Fisch zum Beispiel, den konnten wir ja hier erst frisch kaufen.

worlds of food: Erzählen Sie uns doch von Ihrem Menü, dass Sie den Gästen hier im Rheingau serviert haben, inwieweit ähnelt es dem in Ihrem Restaurant Hiša Franko?

Ana Roš: Wir haben einige Winter-Gerichte aus dem Restaurant angeboten und mit zwei komplett neuen für hier entwickelten Gerichten kombiniert. Ab Mitte März 2019 werden wir auch wieder ein neues Menü im Hiša Franko servieren. Das ist aber keine Besonderheit, da wir so eng mit der uns umgebenden Natur und ihren Produkten arbeiten, darauf reagieren und daher stets saisonale Gerichte anbieten.

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Ana Roš in der Küche des Hattenheimer Kronenschlösschens

worlds of food: Erzählen Sie uns doch ein wenig über Ihre Heimat Slowenien, es ist ja bekanntlich sehr grün dort…

Ana Roš: Es regnet recht häufig bei uns, das ist natürlich einer der Gründe für das üppige grün in der Natur. Wir denken aber auch sehr grün, niemand würde auf die Idee kommen, Müll oder einen Kaugummi einfach so auf den Boden zu werfen. Das ganze Land beteiligt sich an Aufräumaktionen im Wald und in der übrigen Natur. Laut einer Studie ist Slowenien, nach den skandinavischen Ländern, das sauberste Land der Welt. Diese Verbindung zur Natur spiegelt sich dann auch in meiner Küche wieder. Deshalb servieren wir unser Gericht „In Heu gekochte Kartoffel mit Eigelb und Lamm“ auch auf Heu und nehmen das Thema „grün“ auch dort gerne auf.

kartoffel in heu

worlds of food: Sie haben ja offenbar mehrere Talente in die Wiege gelegt bekommen, waren zunächst Skirennfahrerin, sogar Mitglied der Jugend-Nationalmannschaft Jugoslawiens, standen später kurz vor einer Karriere als Diplomatin. Warum haben Sie sich dann für eine Karriere als Köchin entschieden, die sie heute mit aller Leidenschaft verfolgen?

Ana Roš: Ganz grundsätzlich tue ich nichts ohne Leidenschaft, das hat meine Mutter schon immer gesagt: Alles was sie tut, macht sie mit voller Hingabe. Die Sportkarriere machte aber eine Verletzung zunichte und gerade als ich mein Studium der diplomatischen Wissenschaften beendet hatte, habe ich mich in meinen Mann verliebt, dessen Eltern ein Lokal auf dem Land hatten. Also blieb ich hier, ging nicht nach Brüssel, nicht in ein Büro und kam zufällig zum Kochen. Das war keine bewusste Entscheidung. Ich habe nie davon geträumt, Köchin zu werden, hatte zuvor auch nicht viel für mich selbst gekocht, da ich immer zu viel zu tun hatte und unterwegs war.

worlds of food: Fühlen Sie sich heute, nachdem Sie eine der bekanntesten Sloweninnen sind, dann nicht doch wie eine Diplomatin, wie eine Botschafterin Ihres Landes?

Ana Roš: Wissen Sie, ich bin von der slowenischen Regierung gerade erst zur Tourismus-Botschafterin ernannt worden, ich trage nun also einen offiziellen Titel. Aber ich empfinde das auch tatsächlich so, da meine Arbeit sehr viel mit meiner unmittelbaren Umgebung und mit meiner Heimat Slowenien zu tun hat. Wann immer ich über meine Arbeit spreche, spreche ich zuerst über mein Land. Der Ansatz in meiner Küche ist ja einer der kurzen Wege, der Regionalität. Das aber nicht aus einer aktuellen Mode heraus, sondern ganz einfach, weil es viele mehr oder weniger exotische Produkte lange gar nicht in Slowenien gab – schon gar nicht bei uns in der Region in den Julischen Alpen. Vor 15 Jahren, als ich mit dem Kochen anfing, mussten wir also mit dem auskommen, was die Bauern der Umgebung uns zu bieten hatten. Das ist größtenteils bis heute so. Wenn wir tatsächlich mal was Exotisches benötigen, dann müssen wir das per Express bestellen oder mit dem Linienbus aus Ljubljana liefern lassen.

worlds of food: Das klingt abenteuerlich, zumindest nach heutigen Maßstäben…

Ana Roš: Das war es. Vor allem, weil die Farmer keine Papiere für ihre Tiere hatten. Es war wie auf dem Schwarzmarkt. Inzwischen haben wir aber ein Netzwerk aus über 100 regionalen Lieferanten gebildet, die für uns Tiere züchten, Gemüse anbauen, im Wald frische Pilze suchen und so weiter. Eine tolle Zusammenarbeit in der Region.

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Ana Roš bei der Auszeichnung zur "World´s Best Female Chef" 2017 (©World´s 50 Best Restaurants)

worlds of food: Als „beste Köchin der Welt“ des Jahres 2017, sehen Sie sich auch als Botschafterin für andere Frauen?

Ana Roš: Als ich diese Auszeichnung erhielt, fragten mich tatsächlich viele, ob ich sie überhaupt annehmen würde. Ob es nicht unnötig sei, neben einem männlichen Koch des Jahres auch eine Köchin des Jahres zu haben. Ich habe geantwortet: Erstens hat noch kein männlicher Koch jemals einen Preis abgelehnt. Und zweitens ist es für Frauen nie das gleiche wie für Männer, so etwas zu erreichen. Ich habe gerade auf dem Spaziergang durch das Dorf mit meinen Kindern telefoniert, die gerade Ferien haben und in Österreich Skifahren sind. Da habe ich mich auch ein wenig schuldig gefühlt, nicht bei ihnen sein zu können. Andererseits habe ich sie aber auch sehr gut erzogen, will ich meinen, trotz der vielen Arbeit die ich habe. Die Verbindung einer Mutter ist auch immer stärker als die des Vaters zu den Kindern. Eine Mutter ist nun mal eine Mutter, sie ist der engste Bezugspunkt für die Kinder und ich schätze, dass unsere Gesellschaften auch viel zu traditionell sind und auch bleiben werden, als dass sich an dieser Rollenverteilung etwas grundlegend ändern wird. Und das hindert viele Frauen eben auch daran, Karriere zu machen, zumal der Beruf Koch zudem physisch sehr hart ist. Wenn ich also eine Botschafterin für Frauen wäre, dann als lebender Beweis, dass man eine funktionierende Familie haben und trotzdem Karriere machen kann.

ana ros hisa franko

worlds of food: Damals gab es sicher jede Menge Interview-Anfragen, hat sich das inzwischen ein wenig gelegt?

Ana Roš: Damals ging es wirklich rund, ja. Ich glaube es waren über 500 bis 600 Interviews, die ich 2017 gegeben habe. Ich bin aber nach wie vor noch viel unterwegs, alleine bei der Kulinarik-Veranstaltung Madrid Fusion habe ich in zwei Tagen 24 Interviews geben müssen. Insgesamt ist es aber weniger geworden, doch. Auch wenn es im vergangenen Jahr sicher auch noch so um die 400 waren.

worlds of food: Das meiste beim Kochen haben Sie sich selbst beigebracht, Sie sind eine waschechte Autodidaktin. Welche Vorteile sehen Sie darin gegenüber Ihren Kollegen mit Kochlehre?

Ana Roš: Das gibt einem Freiheit beim Kochen. Beim Denken, die Freiheit, sich auszudrücken. Wenn man eine klassische Ausbildung gemacht hat, denkt man in fertigen Schubladen, hat die Vorstellungen seines Ausbilders verinnerlicht, liefert vielleicht Ideen von der Stange. Meine Gerichte kommen nur aus meinem Kopf, mehr sogar noch aus meinem Herzen.

Hier: Weitere Infos zu Ana Roš und Ihrem Restaurant Hiša Franko 

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Köche à la Carte: Maike Menzel

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Köche à la Carte: Maike Menzel

Lernen Sie mit worlds of food die Spitzenköche besser kennen. Heute: Maike Menzel. Der Guide Michelin kürte die Küchenchefin des Restaurant „Schwarzreiter“ im Münchner Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski in seiner aktuellen Ausgabe 2019 zu Deutschlands jüngster Sterneköchin. Höchste Zeit, die Spitzenköchin in unserem Kurzinterview näher vorzustellen.

1. Die schlimmste Aufgabe in Ihrer Lehrzeit?

Am Anfang meiner Lehrzeit war es meine Aufgabe, Fisch mit den bloßen Händen - ohne Handschuhe – auszunehmen.

2. Ihr größtes Talent ist…

Die Ruhe zu bewahren.

3. Welches ist kulinarisch gesehen Ihr Lieblingsland?

Frankreich. Alleine die Stadt Paris bietet kulinarisch eine Bandbreite an Angeboten, die ihresgleichen sucht.

4. Welche historische oder aktuelle Persönlichkeit würden Sie gerne kennenlernen?

Einmal ein Remake von the Beach mit Leonardo di Caprio zu drehen – natürlich am Traumstrand von Thailand ;-)

5. Wein oder Bier?

Definitiv Wein.

maike menzel köchin

6. Bleibt Ihnen Zeit für Hobbys?

Ich reise gerne, entdecke neue Länder und treffe mich mit meiner Familie und Freunden.

7. Sie sind zu Hause und haben Hunger. Was kochen Sie?

Gerne eine gute Pasta, mit einer hausgemachten Tomatensoße und einer frischen Burrata.

8. Wie stehen Sie zu Kochsendungen im Fernsehen?

Zu den Austrahlungs-Zeiten bin ich „leider“ selbst immer noch in der Arbeit, insofern erlaube ich mir da kein Urteil.

9. Regionale oder internationale Küche?

Mein Herz schlägt für die japanische Küche.

10. Welchem Street Food können Sie nicht widerstehen?

Sushi.

Weitere Infos unter: www.kempinski.com/de/muenchen
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